gekommen, die hätten einen feinen Verstand, den könnte man wohl
in eine Nadel fädeln. Da sprach die Prinzessin 'ich habe zweierlei
Haar auf dem Kops, von was für Farben ist das?' 'Wenns
weiter nichts ist,' sagte der erste, 'eS wird schwarz und weiß sein,
wie Kümmel und Salz.' Die Prinzessin sprach 'falsch gerathen;
antworte der zweite.' Da sagte der zweite 'ists nicht schwarz und
weiß, so ists braun und roth, wie meines Herrn Vaters Braten
rock.' 'Falsch gerathen,' sagte die Prinzessin, 'antworte der dritte,
dem seh ichs an, der weiß es sicherlich.' Da trat das Schneider
lein hervor, und sprach 'die Prinzessin hat ein silbernes und ein
goldenes Haar auf dem Kopf, und das sind die zweierlei Farben.'
Wie die Prinzessin das hörte, ward sie blaß, und wäre vor
Schrecken beinah hingefallen, denn das Schneiderlein hatte cs ge
troffen, und sie hatte gewis geglaubt das würde kein Mensch auf
der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wiederkam, sprach
sie 'damit hast du mich noch nicht gewonnen, du mußt noch eins
thun; unten im Stall liegt ein Bär, bei dem sollst du die Nacht
Zubringen, wenn ich dann morgen aufstehe, und du bist noch leben
dig, so sollst du mich heirathen.' Sie dachte aber damit wollte
sie das Schneiderlein los werden, denn der Bär hatte noch keinen
Menschen lebendig gelassen, der ihm unter die Tatzen gekommen
war. Das Schneiderlein ließ sich nicht abschrecken, und sprach
vergnügt 'das will ich auch noch vollbringen.'
Als nun der Abend kam, ward mein Schneiderlein hinunter zum
Bären gebracht; der Bär wollt auch gleich auf den kleinen Kerl los,
Kindermärchen. S