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dem Eisenofen da dein Leid,' und gieng fort. Da kroch sie in den
Eisenofen, fieng an zu jammern und zu weinen, und sprach 'da
sitze ich von aller Welt verlassen, und bin doch eine Königstochter,
und eine falsche Kammerjungfer hat mich mit Gewalt dahin ge
bracht daß ich meine königliche Kleider habe ablegen müssen, und
hat meinen Platz bei meinem Bräutigam eingenommen, und ich
muß als Gänsemagd gemeine Dienste thun. Wenn das meine
Mutter wüßte, das Herz im Leib thät ihr zerspringen.' Der alte
König stand aber außen an der Ofenröhre, lauerte ihr zu, und
hörte was sie sprach. Da kam er wieder herein, und hieß sie aus
dem Ofen gehen. Da wurden ihr königliche Kleider angethan,
und es schien ein Wunder wie sie so schön war. Der alte König
rief seinen Sohn, und offenbarte ihm daß er die falsche Braut
hätte, die wäre blos ein Kammermädchen: die wahre aber stände
hier, als die gewesene Gänsemagd. Der junge König war herzens
froh, als er ihre Schönheit und Tugend erblickte, und ein großes
Mahl wurde angestellt, zu dem alle Leute und guten Freunde ge
beten wurden. Obenan saß der Bräutigam, die Königstochter zur
einen Seite und die Kammerjungfer zur andern: aber die Kam
merjungfer war verblendet, und erkannte jene nicht mehr in dem
glänzenden Schmuck. Als sie nun gegessen und getrunken hatten,
und gutes Muths waren, gab der alte König der Kammerjungfer
ein Räthsel aus, was eine solche werth wäre, die den Herrn so ttnd
so betrogen hätte, erzählte damit den ganzen Verlauf, und fragte
'welches Urtheils ist diese würdig?' Da sprach die falsche Braut
'die ist nichts besseres werth als daß sie splinternackt ausgezogen