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Sie war aber in ihr Ställchen gelaufen, hatte geschwind ihr
Kleid ausgezogen, Gesicht und Hände schwarz gemacht, und den
Pelzmantel umgethan, und war wieder Allerleirauh. Als sie nun
in die Küche kam, und an ihre Arbeit gehen und die Asche zu-
sammenkehren wollte, sprach der Koch 'laß das gut sein bis mor
gen, und koche mir da die Suppe für den König, ich will auch
einmal ein bischen oben zugucken: aber laß mir kein Haar hin
einfallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen? Da
gieng der Koch fort, und Allerleirauh kochte die Suppe für den
König, und kochte eine Brotsuppe so gut es konnte, und wie sie
fertig war, holte es in dem Ställchen seinen goldenen Ring, und
legte ihn in die Schüssel, in welche die Suppe angerichtet ward.
Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der König die Suppe brin
gen, und aß sie, und sie schmeckte ihm so gut, daß er meinte nie
mals eine bessere Suppe gegessen zu haben. Wie er aber auf den
Grund kam, sah er da einen goldenen Ring liegen, und konnte
nicht begreifen wie er dahin gerathen war. Da befahl er der
Koch sollte vor ihn kommen; der Koch erschrack, wie er den Be
fehl hörte, und sprach zu Allerleirauh 'gewiß hast du ein Haar in
die Suppe fallen lassen; Wenns wahr ist, so kriegst du Schläge?
Als er vor den König kam, fragte dieser wer die Suppe gekocht
hätte. Antwortete der Koch 'ich habe sie gekocht? Der König aber
sprach 'das ist nicht wahr, denn sie war anders und viel besser
gekocht als sonst? Antwortete er 'ich muß es gestehen, daß ich sie
nicht gekocht habe, sondern das Rauhthierchen? Sprach der König
'geh und laß es hergufkommen? Als Allerleirauh kam, fragte der