210
Als nun biß Königstochter sah daß keine Hoffnung mehr war
ihres Vaters Herz umzuwenden, so faßte 'sie den Entschluß .zu
entfliehen. In der 'Nacht, während alles schlief, stand sie auf,
und nahm von ihren Kostbarkeiten dreierlei, einen goldenen
Ring, ein goldenes Spinnrädchen und ein goldenes Haspelchen:
die drei Kleider von Sonne Mond und Sterne that sie in
eine Nußschale, ^zog den Mantel von allerlei Rauhwerk an, und
machte sich Gesicht und Hände mit Nuß schwarz. Dann be
fahl sie sich Gott, und gieng fort, und gicng die ganze Nacht, bis
sie in einen großen Wald kam. Und weil sie so müde war, setzte
sie sich in einen hohlen Baum, und schlief ein.
Sie schlief [aber noch immer, als es schon hoher Tag war.
Da trug es sich zu, daß der König, dem dieser Wald gehörte, darin
jagte. Als seine Hunde zu dem Baum kamen, schnupperten sie
liefen daran herum, und bellten. Sprach der König zu den Jä
gern 'seht doch was dort für ein Wild sich versteckt hat? Die Jä
ger giengen hin, und kamen wieder, und sprachen 'in dem hoh
len Baum liegt ein wunderliches Thier, das wir nicht kennen und
noch nicht gesehen haben; an seiner Haut ist tausenderlei Pelz; es
liegt aber und schläft? Sprach der König 'seht zu ob ihrs leben
dig sangen könnt, dann bindcts auf den Wagen, und nehmts mit?
Als die Jäger das Mädchen packten, erwachte cs, erschrack, und
rief ihnen zu 'ich bin ein armes Kind, das Vater und Mutter ver
lassen haben, erbarmt euch mein, und nehmt mich mit? Da spra
chen sie 'Allerleirauh, du bist gut für die Küche, komm nur
mit, da kannst du die Asche zusammenkehren? Also setzten sie es
auf den Wagen, und fuhren heim in das königliche Schloß. Dort