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Die Angst wollt auch nicht wieder weichen, es mochte ansangen
was es wollte, und das Herz klopfte Ln einem fort, und wollte
uicht ruhig werden; auch das Gold blieb an dem Finger, und
gieng nicht ab, es mochte waschen so viel es wollte.
j Nach wenigen Tagen kam die Jungfrau Maria' von ihrer
Reise zurück, rief das Mädchen zu sich, und forderte ihm die Him-
melsschlüffel wieder ab. Indem es den Bund hinreichte, blickte es
die Jungfrau an, und sprach 'hast du auch nicht die dreizehnte
Thüre geöffnet?' 'Nein' antwortete es. Da legte sie ihre Hand
auf sein Herz, fühlte wie es klopfte und klopfte, und merkte wohl
daß es ihr Gebot übertreten, und die Thüre aufgeschlossen hatte.
Da sprach sie noch einmal 'hast du es gewiß nicht gethan?*
'Nein' sagte das Mädchen zum zweitenmal. Da erblickte sie den
Finger, der von der Berührung des himmlischen Feuers golden
geworden war, und wußte nun gewiß daß es schuldig war, und
sprach zum drittenmal 'hast du es nicht gethan?' 'Nein' sagte
das Mädchen zum drittenmal. Da sprach die Jungfrau Maria
'du hast mir nicht gehorcht, und hast gelogen, du bist nicht mehr
würdig im Himmel zu sein.' „
Da versank das Mädchen Ln einen tiefen Schlaf, und als es
erwachte, lag es unten auf der Erde, mitten in einer Wildnis.
Es wollte rufen, aber es konnte keinen Laut hervorbringen; es
sprang auf, und wollte fortlaufen, aber wo es sich hinwendete,
überall ward es von dichtem Gebüsch zurück gehalten, das es nicht
durchbrechen konnte. .In dem Kreiß, in welchem es eingeschlossen
war, stand ein alter hohler Baum, der diente ihm als Wohnung.