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den Kamm erhandelt hatte, sprach die Alte ‘mm will ich dich ein
mal ordentlich kämmen? Das arme Sneewittchen dachte an nichts,
und ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die
Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das Mädchen ohne
Besinnung niederfiel. ‘Du Ausbund von Schönheit,' sprach das
boshafte Weib, ‘jetzt ists um dich geschehen' und gieng fort. Zum
Glück aber war es bald Abend, wö die sieben Zwerglein nach Haus
kamen. Als sie Sneewittchen wie todt auf der Erde liegen sahen,
hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten nach, und
fanden den giftigen Kamm, und kaum hatten sie ihn herausgezo
gen, so kam Sneewittchen wieder zu sich, und erzählte was vor
gegangen war. Da warnten sie es noch einmal auf seiner Hut zu
sevn, und niemand die Thüre zu öffnen.
Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel, und sprach
‘Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?'
Da antwortete er, wie vorher
'Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber Sneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als ihr.'
Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn.
‘Sneewittchen soll sterben,' rief sie, ‘und wenn cs mein eigenes
Leben kostet.' Darauf gieng sie in eine ganz verborgene einsame
Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen giftigen gif
tigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit rothen Backen,