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gethan? Nun kam der Däumerling durch den Ritz glücklich in die
Schatzkammer, öffnete das Fenster, unter welchem die Räuber stan
den, und warf ihnen einen Thaler nach dem andern hinaus.
Als das Schneiderlein in der besten Arbeit war, horte es den Kö
nig kommen, der seine Schatzkammer besehen wollte, und mußte
sich einstweilen verkriechen. Der König merkte daß viele harte Tha
ler fehlten, konnte aber nicht begreifen wer sie sollte gestohlen ha
ben, da die Schlöffer in gutem Stand waren, und alles wohl
verwahrt schien. Da gieng er wieder fort, und sprach zu den zwei
Wachen 'habt Acht, cs ist einer hinter dem Geld? Als der Dau
merling nun seine Arbeit von neuem anfieng, hörten sie das Geld
drinnen sich regen und klingen klipp, klapp, klipp, klapp, sprangen
geschwind hinein, und wollten den Dieb greifen. Aber das Schnei
derlein, das sie kommen hörte, war noch geschwinder, sprang in
eine Ecke, und deckte einen Thaler über sich, so daß nichts von ihm
zu sehen war, neckte die Wachen, und rief 'hier bin ich? Die
Wachen liefen dahin, wie sie aber ankamen, war es schon in eine
andere Ecke unter einen Thaler gehüpft, und rief 'he, hier bin ich?
Die Wachen sprangen eilends herbei, Daumerling war aber längst
in einer dritten Ecke, und rief 'he, hier bin ich? Und so hatte es
sic zu Narren, und trieb sie so lange in der Schatzkammer herum,
bis sie müde waren, und davon giengen. Nun warf es die Tha
ler nach und nach alle hinaus, und den letzten schnellte es mit
aller Macht, hüpfte dann selber noch behcndiglich darauf, und flog
damit durchs Fenster hinab. Die Räuber machten ihm große Lob
sprüche 'du bist ein gewaltiger Held/ sagten sie, 'willst du unser