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sie doch ihre Augen nicht müßig lassen, und sah oben an die
Wand hinaus, und erblickte nach vielem Hin- und Herschauen eine
Kreuzhacke gerade über sich, welche die Maurer da aus Versehen
hatten stecken lassen. Da fieng die kluge Else an zu weinen, und
sprach 'wenn ich den Hans kriege, und wir kriegen ein Kind, und
das ist groß, und wir schicken das Kind in den Keller, daß es hier
soll Bier zapfen, so fällt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und
schlagts todt.'
Da blieb sie sitzen, und weinte aus Leibeskräften über das bevor
stehende Unglück. Die oben saßen warteten auf den Trank, aber
die kluge Else kam immer nicht. Da sprach die Frau zur Magd
'geh doch hinunter in den Keller, und sieh wo die Else bleibt.'
Die Magd gieng, und fand sie vor dem Fasse sitzend und laut
schreiend. 'Else, was weinst du?' fragte die Magd. 'Ach/ ant
wortete sie, 'soll ich nicht weinen? wenn ich den Hans kriege, und
wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und soll hier Trinken
zapfen, so fällt ihm vielleicht die Kreuzhacke aus den Kopf und
schlägt es todt.' Da sprach die Magd 'was haben wir für eine
kluge Else!' setzte sich zu ihr, und fieng auch an über das Unglück
zu weinen. Über eine Weile, als die Magd nicht wiederkam, und
die droben durstig nach dem Trank waren, sprach der Mann zum
Knecht 'geh doch hinunter in den Keller, und sieh wo die Else
und die Magd bleibt.' Der Knecht gieng hinab, da saß die kluge
Else und die Magd, und weinten beide zusammen, da fragte er
'was weint ihr denn?' 'Ach,' sprach die Else, 'soll ich nicht
weinen? wenn ich den Hans kriege, und wir kriegen ein Kind,