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Da machte es sich geschwind fort, und kam zu den Sternen, die
waren ihm freundlich und gut, und jeder saß auf seinem besondern
Stühlchen. Der Morgenstern aber stand auf, gab ihm ein Hin-
kelbeinchen und sprach 'wenn du das Beinchen nicht hast, kannst
du den Glasberg nicht aufschließen, und in dem Glasberg da sind
deine Brüder.'
Das Mädchen nahm das Beinchen, wickelte es wohl in ein
Tüchlein, und gieng wieder fort so lange bis es an den Glasberg
kam, dessen Thor verschlossen war. Nun wollte es das Beinchen
hervor holen, aber wie cs das Tüchlein aufmachte, so war es leer,
und es hatte das Geschenk der guten Sterne verloren. Was
sollte es nun ansangen? seine Brüder wollte es erretten, und hatte
keinen Schlüssel zum Glasberg. Das gute Schwesterchen nahm
ein Messer, schnitt sich ein kleines Fingerchen ab, steckte es in das
Thor, und schloß glücklich auf. Als es hinein getreten war, kam
ihm ein Zwerglein entgegen, das sprach 'mein Kind, was suchst
du?' 'Ich suche meine Brüder, die sieben Raben' antwortete es>.
Der Zwerg sprach 4 bte Herren Raben find nicht zu Haus, aber
willst du hier so lang warten, bis sie kommen, so tritt ein.' Dar
auf brachte das Zwerglein die Speise der Raben getragen auf
sieben Tellerchen und in sieben Becherchen, und von jedem Teller -
chen aß das Schwesterchen ein Brockchen, und aus jedem Becher
chen trank es ein Schlückchen; in das letzte Becherchen aber ließ
es das Ringlein fallen, das es mitgenommen hatte.
Auf einmal hörte es in der Lust ein Geschwirr und ein Ge-
weh, da sprach das Zwerglein 'jetzt kommen die Herren Raben
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