Full text: Kinder- und Hausmärchen

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Die Eltern konnten die Verwünschung nicht mehr zurückneh 
men, und so traurig sie über den Verlust ihrer sieben Söhne 
waren, trösteten sie sich doch einigermaßen durch ihr liebes Töchterchen, 
das bald zu Kräften kam, und mit jedem Tage schöner ward. 
Es wußte lange Zeit nicht einmal daß es Geschwister gehabt hatte, 
denn die Eltern hüteten sich ihrer zu erwähnen, bis es eines Tags 
von ungefähr die Leute von sich sprechen hörte, das Mädchen wäre 
wohl schön, aber doch eigentlich Schuld an dem Unglück seiner 
sieben Brüder. Da wurde es ganz betrübt, gieng zu Vater und 
Mutter, und fragte ob cs denn Brüder gehabt hätte, und wo sie 
Hingerathen wären? Nun durften die Eltern das Geheimnis nicht 
länger verschweigen, sagten jedoch es sei so des Himmels Ver 
hängnis, und seine Geburt nur der unschuldige Anlaß gewesen. 
Allein das Mädchen machte sich täglich ein Gewissen daraus, und 
glaubte es müßte seine Geschwister wieder erlösen, und hatte 
nicht Ruhe und^Rast, bis es sich heimlich ausmachte, und in die 
weite Welt gieng, seine Brüder irgendwo aufzuspüren und zu be 
freien, es koste was es wolle. Es nahm nichts mit sich als ein 
Ringlein von seinen Eltern zum Andenken, einen Laib Brot für 
den Hunger, ein Krüglein Wasser für den Durst, und ein Stühl- 
chen für die Müdigkeit. 
Nun gieng es immer zu, weit weit bis an der Welt Ende. 
Da kam es zur Sonne, aber die war zu heiß und fürchterlich, 
und fraß die kleinen Kinder; eiligst lief es weg, und hin zu dem 
Mond, aber der war gar zu kalt, und auch grausig und bös, und 
als er das Kind merkte, sprach er 'ich rieche rieche Menschenfleisch.'
	        
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