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aufstehn, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen.
Obendrein thaten ihm die Schwestern alles ersinnliche Herzeleid
an, verspotteten es, und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in
die Asche, so daß es sitzen und sie wieder auslcscn mußte. Abends,
wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, sondern
mußte sich neben den Heerd in die Asche legen. Und weil es
darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschen
puttel.
Es trug sich zu, daß der Vater einmal in die Messe ziehen
wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter was er ihnen mitbrin
gen sollte ? 'Schöne Kleider' sagte die eine, 'Perlen und Edel
steine' die zweite. 'Aber du, Aschenputtel,' sprach er, 'was willst
du habend' 'Vater, das erste Reis, das euch auf eurem Heim
weg an den Hut stößt, das brecht für mich ab.' Er kaufte nun
für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine,
und aus dem Rückweg, als er durch einen grünen Busch ritt,
streifte ihn ein Haselreis, und stieß ihm den Hut ab. Da brach
er das Reis ab, und nahm es mit. Als er nach Haus kam, gab
er den Stieftöchtern was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschen
puttel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte
ihm, gieng zu seiner Mutter Grab, und pflanzte das Reis darauf,
und weinte so sehr, daß! eS von seinen Thränen begossen ward.
Es wuchs aber, «Md ward ein schöner Baum. Aschenputtel gieng
alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam
ein Vöglein auf den Baum, und das Vöglein warf ihm herab
rvas es sich nur wünschte.