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14.
Aschenputtel.
Einem reichen Manne dem ward seine Frau krank, und als sic
fühlte daß ihr Ende heran kam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu
sich ans Bett, und sprach Siebes Kind, bleib fromm und gut, so
wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel
auf dich herab blicken, und will um dich sein? Darauf that sie
die Augen zu, und verschied. Das Mädchen gieng jeden Tag
hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb fromm
und gut. Der Schnee aber deckte ein weißes Tüchlein auf das
Grab, und als die Sonne cs wieder herabgezogen hatte, nahm
sich der Mann eine andere Frau.
Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die
schön und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz
von Herzen. Da gieng eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind
an. <Was soll das Geschöpf in den Stuben/ sprachen sie, 'wer
Brot essen will, muß es verdienen; hinaus mit der Küchenmagd?
Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm einen
grauen alten Kittel an, lachten es dann aus, und führten es in
die Küche. Da mußte es so schwere Arbeit thun, früh vor Tag
GS