von ihm zu erhalten, Trotz des Leidenschaftlichen Fanatismus,
mit dem sie ihre Sache verfochten, kann man dhnen die Anerkennung
nicht verragen, dass es sich in dur laupftsache um ein rein selbei«=
loses Streben handelte, das eins Verinnerlichung des damaligen Ge=
wohnheitschristentums zum Ziel hatte, und Cie christliche Bruder«-
lisbe wieder in den Vordergrund der christlichen Lehre bringen woll-
te, Wenn ihnen ein greifbarer praktischer Zrfolg auch nicht be=
schieden wär,die molsten geletlichen Anhänger der Bewegung viel=
mehr zu einen Bruch mit der Landeskirche relsanftien, welche sie als
Ketzer und räudise Cchafe aus ihrem Schosse aussiiess, so lag das
an der Unklarheit und Verworrenheit ihres Lehreysteung sowie an
der Kaselosigkeit, lt der sie offensichtliche Utopien in die
Virklichkeit umzusetzen suchten«
So sahen Öle kirch lichun Zustände zu der Zeit aus,
als Christoph Raszelius Leben sich absepieltie. Dass er gelbst täti—
gen Anteil en diesen religiösen Kämpfen zendmuen hat, wurde schon
erwähnt; es ist sogar anzunchnen, dass er einer der ersten Verfech«=
ter des Enthusiasmus in Niedersachsen gewesen 1st, dessen Ideen
er vom Rheinland mitzebracht hatte, Auf seine Geistesbildung sind
vermutlich üile Schriften dreier Münner bestimaend geweren,
Da war zunächst der Celler Generalsuperintendent
Johann Arndt ( + 1621), einer der edelsten Miünner der protestanti-=
schen Kirche. Obwohl seine fromzen Lrbauungsbücher "vom wahren
Christentum" und "Paradilesgärtlein", die heute noch seinen Namen
unvergesslich machen, sich an üile mittelalterliche lystik eines
Tauler und Thomas von Kempen anlehnen, versuchte er den Zusammen«-
hang mit der Landeskirche durchaus zu wahren. Trotzdem w ar er
zahlreichen Verfolzungen ausgesetzt und wurde mehrfach des Landes
verwiesen, bis er in Celle zur Ruhe gelangte. Dass Chr.R, sich
öfters auf ihn als suf seinen Meister und sein Vorbild beruft,
kann ihm nur zu seinen Gunsten auszelext werden, denn noch heute
FiLt Joh. Arndt als ein äÄann, der unzählizen Chris ien ein Trost
und Führer gewesen 1sta
Der zweite, schon wesentlich extremere, war der
fromme Görlitzer Schuster und Philosoph Jakob Bochme (+ 1624), der
in seinem Buche ı "Aurora oder die Morgenrüte im Aufgeng" ein
böchst phantastisches, uystisch = fheosophisches Srstem entwickelt.
Dass Chr.R. zu ihm in Beziehungen getreten ist, wenn auch nur pei-