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üie Blutströme, die der “auernkrieg und die Pelagerung von Münster
haften fliessen lassen, weggeschwemnt worden, teils waren sie,
von den Regicrungen verfolgt und bedrückt, überhaupt nicht zu wei«
terer Verbreitung gelangt. Da und dort tauchten sie wohl noch mal
auf, riefen wohl auch etwas Beunruhigung hervor, aber irgend einen
wesentlichen Einfluss vermochten sie im 16, Jahrhundert nieht
mehr auszuüben. So war auch im bergischen Land eine sektirerisch«
schwärmerische Bewegung ausgebrochen, welche sich aber trotz man-
nigfacher Verfolgungen zu behaupten verstand und allerlei Anhang
besasse
Ob Chr.R. glich schon als Student zur schwärnerisch«e
mystischen Richtung hingezogen fühlte, ist nicht bekannt, jeden-
falls schloss er sich in Imnemkeppel den Sektierern an und ver«-
focht ihre Sache mit dem ihm eigenen Fouereifer. Dass er dadurch
bei seiner kirchlichen Obrigkeit Anstoss erregte, war nicht zu ver«
wundern und hatte zur Folge, dass er 1622 weren Irrlehre für abge
setzt erklärt wurde, Trotz seiner Vertreibung hat Chr.l. die Co=
neinschaft mit jenen Schwärmern niemals geleurnet, noch 20 Jahre
später redet er von seinen dortigen "ZBrüdern", mit denen er in
Verbindung stehe.
#0 sich der Vetriebene in den Jahren nach seiner
Absetzung aufgehalten hat, lässt sich nicht restlos aufklären;
1622 und 1623 hat er sich in “anburg aufgehalten, "wo mir in
neinem Ex111o von frommen Hertzen viel gutes wiederfahren " (an=
dermaliger Fricüiens-Erieff Ao. 1641). 1626 finden wir ihn in der
Bremer Gegend wieder, Dort in jener Zeit begannen um jene Zeit
ie ersten Anfänge der Schwarmpeisibewegung, und wir werden gpäter
sehen, dass Chr. X, an ihrer Verbreitung tätigen Anteil hatte.
Seit dem Abschluss der Konkordienformel herrsehte
im Luthertum die Orthodoxie, die Rechtgläubirkeit, welche das
starre Festhalten &n den Formulierungen der DBekenntnisschriften
für die Vorbedingung der "reinen Lehre" erachtete., Die Naupttä«
tigkeit dieser Theologie bestand in der Polemik gegen Andersgläu«=
bige und in dem Ausbau eines dogautischen Systems. Die Religion
war dem Geistlichen Nebensache, sie war in äusserlichen Formen er«
starrt und eine reine Verstandesangelegenheit geworden; dogmatische
Polemik stand im Vordergrunde} das Herz blieb leer dabei, Den
breiten Volksmassen, welche zu Luthers Zeit die geistire Befreiung