lutherischen Lehre zugeten sei, denn Hutter war bekannt als einer
der entschliedensten und einflussreichston Vertreter der lutheri—-
schen Orthodoxie, sodass man ihm sogar den Beinamen "redonatus
Lutherus" = "der wiedergeschenkte Luther" verlieh. ie Hinneigung
zur lutherischen Rechtgläubigkeit, für die schon Vater und Gross
vater gekämpft und gelitten hatten, wird ferner bestätigt durch
die Übersiedelung zur Universität Giessen, welche damals gireng
lutherisch war im Gegensatz zu dem benachbarten reformierten Mar«-
burg. Dort in Giessen verweilte er üen Rest seiner Studienzeit
und wurde daselbst im Jahre 1614 als Pfarrer ordiniert.
Die erste Pfarrstelle Christophs war das kleine,
heute etwa 300 Einwohner zählende Städtchen Immekeppel am Sulz-
bach bei bergisch Gladbach, in dem kurz vorher an Pfalz-Neuburg
gefallenen Herzogtum Berg. Seine Berufung nach dort verdankte er
jedenfalls den Beziehungen seiner Familie zu Pfalz-Neuburg, denn
nach J., Auer war sein Grosswater Thomas um seines lutherischen Be«=
kenntniesses willen nach Neunburg in der Grafschaft Neuburg ent
wichen, Es wäre sonst schwer zu verstehen, wie er als 5üddeutscher
zu einer Pfarrstelle im bergischen Land gelangte. Nach dem Alter
seiner Kinder zu schliessen, hat sich Chr. R. bald nach seiner
Einführung in Immekeppel verheiratet. Über seine Frau und die Co=
burtsdaten seiner Kinder habe ich bis jetzt nichts erfahren können.
Immekeppel hat heute ein katholisches Pfarrant,und der dortige
Pfarrer Heeren schrieb mir auf ueine Anfrage, dass sämtliche
älteren Kirchenbücher in das Düsseldorfer Archiv überführt worden
seien.
Der Aufenthalt in Immekeppel wurde bestimmend für
Chr.,R. ferneres Leben, da er sich dort der schwärmerischen Be=
wegung anschloss und ihr trotz zahlloser Misshellirkeiten sein
gmnzcs Leben hindurch treu blieb. Um die Persönlichkeit des eigen-
artigen Mannes, sein Leben und Wirken ganzverstehen zu können,
ist es notwendig, dass wir uns ein Bild der damaligen Zeit und
ihrer religiösen Strömungen machen, welche ein Jahrhundert lang
im:er wieder von neuem in wechselnder Form und unter verschiedenen
Namen auftauchen, sich in Gegensatz zur herrschenden Kirche stell-
ten und deren Destand zu untergraben drohten.
Die verschiedenen, schon in den ersten Beforma=
tionsjahren hervorgetretenen Sekten, die Schwärmer und Wiedertäu-
fer unter Thomas Münzer und Johann von Leyden, waren teils dureh