Full text: Chronik der Familie Roselius

und an anderer Stelle desselben Briefes, wo er sich gegen Ver rohruge 
seines Namens verteidigt: 
"Leide ich doch mit Geduld / dass man mich immer Rasel / 
Rasende Larve / und Rasenden Umbläuffer aus meines Seeligen 
Vetters Zunahnen heisst / dessen ich mich doch darum nicht 
schäme weil Dn. (Dominus) ”hilin. Melanchthon meinem Gross 
Vatter , Thoma Raslio dens- \ben sıso verändert gegeben / als 
er demals zu Wittenberg tun welcher doch zuvor Raesel 
(Latine Cesepes) in Hochdeutsch geheissen / wie unsere Genealo- 
gia bezeuget: Andere nennen und schreiben uns auch Roselios, 
wie solcher Nahme in den besten Exemplaren der Formulae 
Concordiae zu finden ist daher und weil wir auch in un- 
serem Pitschier drey Rosen führen thun wir auch offt selber 
nach Belieben", 
(In diesem Brief ist die Schreibweise allerdings "Raesel", doch halte 
ich es für einen zufälligen Schreibfehler. da sie sich sonst niemals 
wieder findet.) 
Einige der wenigen Nachrichten, die wir über Thomas 
Rasel besitzen, ist die Anerkennung der Concordienformel, und so ist 
es wohl angebracht, sich etwas näher mit diesem bedeutsamen Dokument 
zu beschäftigen 
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Schon bei Lebzeiten Luthers waren innere Gegensätze 
im protestantischen Lager zu Tage getreten, welche den vollen Sieg 
des Protestantismus verkümnmerten« Selbet das Verhältnis zu Melanch- 
thon war in den letzten Lebsnsijahren zetrübt, obwohl dieser jede 
Rücksicht auf den in solchen Dinzen empfindlich en Freund nahm. 
Nach Luthers Tode fehlte die kraftvolle Persönlichkeit, welche bis 
dahin vernmöre ihrer allseitig anerkannten Autorität die Kluft zu 
überbrücken vermochte hatte, und es kam zu offener Feindschaft 
zwischen den extremen streuggläubigen Lutheranern und den Anhängern 
Melsnchthons, den "Philippisteun”", welche einen nilderen Standpunkt 
vertraten und in uachen Fragen der Lchre Calvins zuneigten. Es waren 
hauptsächlich drei Punkte, in denen sie von der ursprünglichen 
lutherischen Lehre abwächent 
1) die Lehre vom Synergismus d.h. die vom Mitwirken 
des menschlichen Willens beim Erlangen der gött- 
lichen Gande. 
2) die Leure von der Notwendigkeit guter Werke, 
3) die Abendmahlslehre. 
Gegen diese Lehrabweichungzen Melanchthons und seiner Anhänger 
kämpften mit unbändiger massloser Streitsucht die orthodoxen 
Lutheräner, an ihrer Spitze Mathias Flavius, einst ein Liebling
	        
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