Full text: Brief von Wilhelm Grimm an Karl Goedeke

Hochgeehrter herr,

ich bitte Sie meinen, wenn auch spät dargebrachten dank für den [...],
den sie mit gelehrter sorgfalt behandelt haben und den ich schon im
wörterbuch benutzen konnte, noch freundlich anzunehmen. ich hatte Ihnen
auch noch nicht sagen können wie willkommen mit Ihre bemerkungen
zu den thierfabeln gewesen sind. der nachgewiesene holtschnitt ist merk-
würdig genug, ich habe mir eine auszeichnung davon machen lassen,
aber meine nachforschungen in der hießigen reichen kupferstich- und holzschnitt-
Sammlungen waren ohne erfolg. Sollte es zu einer verlorennen bearbeitung
von Müglias fabeln gehört haben? oder bloß zu einem fliegenden blatt?
zu dem jüdischen gedicht des Jehuda Levy Krakau Ben Sef, ich meine zu einer
übersetzung, habe ich noch nicht gelangen können. die wichtigste frage ist was es für eine quelle
gehabt hat. Schuppius hat alles das märchen vom Sperling mit seinen
vier kindern nicht erzählt, erhellt aus der ältern ausgabe des Chytrous
von 1591 da sie eingesehen haben, mit Sicherheit das es dem ältern
Matthelius zugehört? in der spätern ausgabe (Hamburg 1650), die mir allein
zugänglich ist, läßt sich das nicht mit Sicherheit schließen, nur aus dem
titel [...] Hundert fabeln mehrtheils aus Esopo, etliche von D. Martin
Luth. und Herrn Mathelio, etliche von Nathan [...] und andern ver-
[...]; das ist zweideutig.
        Die neue ausgabe von dem dritten bande der märchen bitte ich Sie als ein
gegengeschenk anzunehmen. ich habe Sie vorigen Sommer, während meines
aufenthalts in Bonn, Soden und Hannover zu stande gebracht, früher konnte ich
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