notwendig und die Privatkundschaft konnte nicht mehr so prompt wie früher bedient werden, da der
Betrieb, auf Heeresaufträge umgestellt, in erster Linie sowohl im betriebstechnischen als vaterländischen
Interesse dafür sorgen mußte, daß die immer größer werdenden Anforderungen der Heeresverwaltung
erfüllt wurden.
Ein verständnisvolles Entgegenkommen und die erforderliche Geduld der Privatkundschaft bezüglich der
Belieferung wird in Verbindung mit dem redlichen Willen der Firma, alles nur denkbar Mögliche zu
tun, auch für die Zukunft über die schwere Zeit der wirtschaftlichen Nöte hinweghelfen.
Die weiten Wege, die einige der Führer der Verkaufswagen morgens und abends zurücklegen mußten,
um in ihre in den östlichen, nordöstlichen und südöstlichen Bezirken Groß-Berlins und den östlichen
Vororten gelegenen Touren zu gelangen, beeinträchtigte die Verkaufstätigkeit und nutzte das Pferde-
und Wagenmaterial stark und vorzeitig ab.
Herr Lemm beschloß daher zur Schonung des Pferdebestandes und zur Entlastung der Charlottenburger
Stadtexpedition einen Teil des Fuhrparkes in eine günstiger gelegene Gegend zu verlegen. Das Grund-
stück Lichtenberg, Pfarrstr. 4 schien geeignet und wurde käuflich erworben.
Nach dem vollendeten, zweckmäßigen Umbau der vorhandenen Räumlichkeiten wurde im August 1916
die Hälfte des Stadtwagenparkes in Lichtenberg stationiert, dort ein Filiallager eingerichtet und zum Leiter
der Abteilung Herr Botho Hammer eingesetzt,der gleichzeitig die Verwaltung des Wohnhauses übernahm.
Die durch den Krieg erschwerten Fabrikationsverhältnisse gaben diesem neu eingerichteten Filial-
system nur einen vorbereitenden Charakter; nach Beendigung des Krieges ist ein weiterer, gründlicher
Ausbau vorgesehen.
Die Führung des Betriebes war inzwischen mehr und mehr auf den aus der Schule des Herrn Lemm
hervorgegangenen Herrn Opitz, der das von Herrn Zemm angefangene Werk in seinem Sinne fort-
setzt, übergegangen, da Herr Lemm infolge seines leidenden Zustandes sich Schonung auferlegen mußte.
Doch auch heute noch gehört das größte Interesse seinem ureigensten Lebenswerk, seinem eigenen
Fabrikunternehmen und wie die Vergangenheit nur ernster Arbeit gewidmet war, so ist auch noch
heute sein Denken und Fühlen mit dem Hause verwachsen.
Aber auch den schweren Fragen der Zeit brachte Herr LZemm wohlwollende Aufmerksamkeit ent-
gegen und auf dem Gebiete der Wohltätigkeit hat sich Herr Zemm ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Namhafte Beträge überwies derselbe dem Roten Kreuz, dem Kaufmännischen Erholungsheim u.a.m.;
für die Ferzen-Kolonien spendet Herr Lemm in jedem Jahre erhebliche Beträge und auch seinem Per-
sonal bzw. den Angehörigen der Einberufenen gewährt Herr LZLemm laufende Unterstützungen und
Teuerungszuschläge. Zur Errichtung eines Tuberkulosenheims bei Nauen stiftete Herr Lemm außer-
dem eine ansehnliche Summe.
Gelegentlich der VIIL Kriegsanleihe propagierte Herr Lemm in Gemeinschaft mit Herrn Opifz die
Zeichnung derselben auch unter seinem Personal und gewährte allen Zeichnern eine Vergütung von 10°/
der Zeichnungssumme, Die stattliche Summe von etwa M 35000 war das Ergebnis seiner Arbeit.
So steht das Haus heute 25 Jahre nach der Gründung in vollster Blüte, denn der zurückgelegte Weg
zum Erfolg führte durch eisernen Fleiß, festen Willen, rastlose Arbeit und verständnisvollem Zusammen-
wirken aller Kräfte,
Möchte die Zukunft dem Unternehmen eine gleiche, segensreiche Weiterentwickelung unter der be-
währten obersten Leitung des Herrn Zemm bescheren!
DAS WALTE GOTT!