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Veldeke, wie bei den dichtern des Eraclius und des Prophilias, kündigt sich schon eine
andere richtung an; ihnen ist es um das einzelne zu thun. in den trockenen bericht
mischen sie darstellungen innerer zustände, die oft wahrhaft empfunden und zart ausge-
malt sind, aber auch lästige betrachtungen und ermüdende schilderungen gleichgülti-
ger nebendinge.
Bedenkt man dafs unser dichter, dem man wohl besonnenheit, nicht aber künstlerisches
bewulstsein oder einen scharfsinnig ausgedachten entwurf beilegen darf, blofs durch die
kraft einer angebornen dichterischen natur geleitet, “die nicht leimt, sondern aus ganzem
holz schneidet,” auf geradem weg zum ziel gelangt: so wird man mir gestatten dafs ich
sein gedicht eins der trefflichsten und merkwürdigsten des deutschen alterthums nenne.