Full text: Graf Rudolf

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verspricht ihr nach Ungarn zu kommen, wie Rudolf den weg nach Constantinopel ein— 
schlägt, und wifsen mufs dafs er dort die königin findet. auch Rudolf wird todt gesagt, 
Aber Irmengart bleibt ihm treu. man mufs glauben dafs ebenso Acheloide dem Gajol, der 
zu der bestimmten frist nicht wird zu ihr zurückgekehrt sein, treu bleibt. darauf scheint 
mir der dichter hinzuzielen, wenn er am eingange sagt (I, 26) er wolle erzählen wie ein 
getriuwe friuwe vant, vielleicht vertreten Agorlin und Agorlot, die sonst ganz überflüfsig 
wären, die stelle des königs von Constantinopel, und drängen die unglückliche Acheloide, 
die sie für eine witwe halten, mit anträgen. 
Die übereinstimmung beider gedichte erscheint, auch bei unserer lückenhaften kennt- 
nis derselben, immer noch im ganzen wie im einzelnen zu grofs, als dafs man sie durch 
ainen zufall erklären könnte. nichts fehlt in dem jüngern gedicht als der gegensatz zwi- 
schen christen und heiden. man unterdrückte ihn und die daraus entspringenden ereig— 
ısse, weil der abfall des gepriesenen helden von dem christlichen könig anstöfsig schien. 
xilot, der könig von Jerusalem, und Girabobe, der heidnische anführer, mufsten- also ver— 
;chwinden. die innere übereinstimmung wird durch eine äufsere bestätigt. der held und 
‚eine zwei gefährten heifsen bei Berthold G4jol, Ägorlin und Agorlöt: diese namen ent- 
prechen jenen, welche die kampfgenofsen Girabobes führen, Gäjol Gruwin, Ägarrdin und 
{gar (8, 15. C, 1). drei aneinander gereihte, zumal auffallende namen, die ich, bis auf 
len bdruc Ahkarin (Wolfr. Titurel 40, 2. jünger. Titurel 2923, 4. 2954, 1. 3009, 1. 3014, 3 
ı. Ss. Ww.), anderswo nicht gefunden habe, können nur aus einer gemeinschaftlichen quelle 
tammen. auf welche weise sie übergegangen sind mufs dahin gestellt bleiben, doch eine 
‚ermutung ist erlaubt. der umarbeiter, wer er nun mag gewesen sein, jener, von welchem 
ler herzog von Braunschweig die sage empfieng, oder ein abermaliger vergänger, oder, 
was mir jedoch am unwahrscheinlichsten ist, Berthold von Holle, der ja die wahrheit seiner 
lichtung rühmt (I, 27): der umarbeiter also des älteren gedichts übertrug, während er den 
kaiser, weil es nur einen einzigen gab, namenlos lafsen durfte, den namen Gajol auf den 
1elden des gedichts, den er zu einem könige von Ungarn machte, und dem er schwerlich 
3äinen geschichtlichen namen beilegen wollte. er verwendete dann die beiden andern na- 
men der mit dem heidnischen Gajol in einer reihe stehenden kämnpfer für die zwei gefährten 
des ungarischen königs, die er hinzudichtete, 
Hieran knüpft sich noch eine weitere vermutung. man sieht keinen grund, weshalb 
der umarbeiter die namen Bonifait und Beatrife mit Assundin und Achute vertauschte. ich 
1abe vorhin (s. 43) bemerkt dafs jene noch nicht nothwendig eine französische quelle be- 
weisen, doch scheint Beatrife an sich für eine heidnische jungfrau nicht angemefsen. soll- 
jen Assundin und Achute, ebenfalls ungewöhnliche, sonsther mir nicht bekannte namen, 
lie älteren und richtigern sein? es ist möglich, dafs der umarbeiter eine befsere und rei- 
aere auffafsung des älteren gedichts, als wir in den bruchstücken besitzen, gekannt hat, in 
welcher sie noch vorkamen, mithin die namen Bonifait und Beatrife, als verständlicher, 
von einem andern eingeführt sind. auf diesem wege läfst sich auch die. übrigens geringe,
	        
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