und verlangt dafs ein anderer für ihn eintrete. Gajol besteht auf seinem vorsatz. er em—
pfiehlt dem treuen Assundin die königin Acheloide und, wenn er umkomme, land und leute.
Assundin verspricht die frau heim nach Ungarn zu führen. der held fordert seine rüstung.
nochmals sucht Acheloide, aber vergeblich, ihn zurückzuhalten. der harnisch wird ihm
angelegt: sie selbst bindet die wafenriemen mit ihrer weilsen hand, und er springt ohne
stegereif in den satel. Acheloide sagt zu ihm ich geve iu tach ein halvez jür: enkomet ir
nicht weder dar, dar (l. daz) tuch min ougen angefehen, (6 muoz ich iw des tödes jehen.
Gajol verspricht, wenn er am leben bleibe, zu ihr nach Ungarn zu kommen. sie segnel
ihn, und er reitet ohne irgend eine begleitung fort. Assundin zieht hierauf mit der jungen
königin nach Ungarn: saumrofse und kamele mit grofsen schätzen beladen mülfßsen ihr auf
befehl des kaisers folgen. auch Agorlin und Agorlot fahren heim in ihr Jand. Assundin
gebietet bei seiner ankunft in Ungarn dem volk die frau als herrin zu ehren.
Ich finde hier den wesentlichen inhalt unseres gedichtes. Gajol nimmt die stelle von
Rudolf ein.‘ beide treten schon in zarter jugend auf: Rudolf heilst kindelin (F, 10. G, 3),
der kindefche helt (D*, 8), wie Gajol (II, 46. 50. 64. 74). beide ziehen an einen fremden
hof, empfangen dort ritterliche bildung, und wachsen zu der schönheit heran, welche die
augen der frauen auf sich zieht. die ersten proben der tapferkeit, die Rudolf bei dem
christlichen könige ablegt, werden hier übergangen, ebenso fehlt was dort von Girabobe
und der belagerung von Scalun vorkommt: dann aber nimmt der kaiser die stelle Halaps ein.
die übrigen personen und ereignifse finden wir wieder. Acheloide ist Halaps tochter,
Achute vertritt Beatrile, und Assundin den treuen Bonifait. des liebesgesprächs mit dem
schönen jüngling, nach welchem Acheloide sich heftig sehnt, und vor dem Archute warnt,
sind wir durch die lücke beraubt: doch vernehmen wir noch ein stück davon in dem ältern
gedicht, das die glühende leidenschaft der heidin verrät. Gajol mufs dem kaiser, wie Ru-
dolf dem könig Halap, kriegerische dienste geleistet haben: die erzählung davon war wol
in den 46 ersten zeilen des dritten bruchstücks enthalten, von welchen nur einzelne worte
übrig sind; da sich unter diesen auch Baierland befindet, so kann man vermuten dafs deı
kaiser dort krieg geführt habe. diese dienste waren doch wol der grund, weshalb wir den
kaiser bereitwillig finden seine tochter dem helden zu vermählen, sogar die herrschaft mit
ibm zu theilen. was hier weiter folgt hat dort die gröfsere lücke entzogen. ein neues
abenteuer beginnt, das Gajol von Acheloide trennt: dafs auch dort ein solches eingetreten
war ergibt sich aus den nachher erzählten ereignissen; auch Rudolf, mufsten wir schliefsen.
war, gleich Gajol, ohne begleitung ausgezogen, denn er hatte seine rofse zurückgelafsen.
Bonifait ist, wie Assundin, zurückgeblieben. wie jener Halaps tochter nach Constantinopel,
30 begleitet dieser Acheloide nach Ungarn: beide nehmen grofse schätze mit. hier endi-
gen die bruchstücke von Bertholds gedicht. den traurigen ausgang des abenteuers, wenn
auch nicht die ereignisse, die ihn herbei führten, erfahren wir aus Rudolfs schicksal, er ist
aber deutlich in dem späteren gedicht angezeigt: denn Acheloide sagt beim abschied zu
Gaijol kehre er nicht in einem halben jahr zurück, so mülfse sie ihn für todt halten. er
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