vereinigt, in Haupts zeitschrift 1, 57—95 herausgegeben. dieses gedicht schliefst sich, wie
das unsrige, an keinen sagenkreifs an, und strebt nach einer geschichtlichen grundlage.
auch darin steht es gleich, dafs der dichter den inhalt aus mündlicher überlieferung kennen
jernte. er bemerkt nämlich dafs der herzog Johann von Braunschweig (der von 1252—77
regierte) ihm selbst daz mere erzählt habe. der inhalt ist folgender.
In zarter jugend zieht Gajol, könig von Ungerland, mit zwei fürsten von gleichem
alter, Agorlin von Östreich oder Osterland (IV, 367. 478. 373) und Agorlot, an den
hof des kaisers. dieser (sein name kommt nicht vor) nimmt sie auf die empfehlung des
alten ritters Gottfried als kämmerer an seinen hof. sie werden kint genannt (wie Nibel.
611, 3 die kämmerer; auch anderwärts, in der pfälz. handschrift 341 bl. 86 kommen die
kleinen kamerere vor), und dienen dem kaiser mehrere jahre näch kindes fite. indessen
wachsen sie heran, und die frauen blicken gerne nach ihnen. wahrscheinlich bei einer
yesondern veranlafsung, die wir wegen der lückenhaften handschrift nicht erfahren, erhalten
sie die beinamen Crane, Falke und Staar. Crane, der könig von Ungern, ist der eigent-
liche held des gedichts, der beiden andern geschieht nur gelegentlich erwähnung, und sie
greifen nirgends in die ereignisse, so weit wir sie kennen, ein. der kaiser hat eine schöne
tochter, Acheloide genannt. ihre freundin Achute preist den jüngling: /in herze, sagt
sie, {ft äne dörperheit, durch in fult‘ir fin gemeit. die kaisertochter empfindet auch bald
die heftigste liebe zu ihm. sie spricht zu Achute mir wil herze unde fin von rehter nöt
zebrechen. ich muoz Cranen sprechen, oder ich lige des lives töt. Achute warnt, ein ein-
sames gespräch mit einem ritter könne leicht schaden bringen. in der lücke, die jetzt
folgt, war ohne zweifel von der zusammenkunft und dem geschlofsenen hündnis der lie—
benden die rede, wahrscheinlich auch, denn einige spätere äufserungen ‚deuten darauf, von
treuen diensten, die der tapfere jüngling dem kaiser gegen seine feinde geleistet hat. in
dem bruchstück, das sich zunächst anschliefst, sehen wir die wünsche der liebenden schon
erfüllt. man feiert die vermählung der schönen Acheloide mit Gajol. wir lernen jetzt einen
treuen diener desselben kennen, Assundin, seinen marschall (IV, 60. 321), der allgemein
gerühmt wird, und in grofsem ansehen steht. er setzt der braut die krone von Ungarn
auf das haupt, und ordnet mit dem kaiser das fest, dessen pracht ausführlich beschrieben
wird. während des festes erscheint eine fremde jungfrau mit ihrem bruder, einem knappen
von zwölf jahren. sie bittet den kaiser um beistand gegen den gemahl ihrer schwester, der
sie ihres Jandes mit gewalt berauben wolle: der kaiser möge ihr erlauben unter den an-
wesenden fürsten einen ritter auszusuchen, der für sie kämpfe. der kaiser erwidert wenn
das fest zu ende sei, möge sie einen wählen. nach der tafel folgt der tanz, endlich das
beilager. am nächsten morgen versammelt sich jedermann auf dem plan. Gajol erscheint
reich geschmückt: er ist der schönste mann, der je eine krone trug, und der kaiser sagt
zu den fürsten her fol mit mir gewaltie fin miner liute und miner lant. unter den jJung-
frauen trägt Achute den preis davon. jetzt kommt die fremde, und wählt Gajol, den
sie als den tapfersten erkannt hat. zu ihrem ritter. er ist bereit, aber der kaiser zürnt,