weicht es auch in wichtigen dingen ab, denn Hugo entflieht nicht wie Rudolf nach Con-
stantinopel, sondern wird, nachdem er auf drei jahre verbannt ist, vor der überfahrt zu
Jerusalem erschlagen. einen näheren oder unmittelbaren zusammenhang kann ich daher
nicht annehmen, und die beziehung auf die grafen von Flandern, die nicht abzuweisen ist,
müfste daneben bestehen. ich will übrigens noch etwas zu gunsten jener vermutung an-
führen. ich habe schon oben (s. 29) bemerkt dafs die unbekannte person, welche den könig
den beiden flandrischen grafen geneigt zu machen sucht, nicht wol jemand anders als die
zemahlin Gilots sein kann. setzt man voraus dafs ein blofses wolgefallen an ihm, das sie
mit den andern frauen theilte (vgl. D*, 5. 6), den verdacht eines näheren verhältnisses er-
’egte, und dies, wenn auch ein anderer angegeben wird (vgl. s. 34), der eigentliche grund
ist, weshalb Rudolf zu Halap entflieht, so würde man eine weitere übereinstimmung mit
Hugos geschick gewinnen.
Bei der stellung, die ich dem gedicht zu den wirklichen ereignifsen gebe, versteht
sich von selbst, dafs die beglaubigte geschichte kaum etwas daraus schöpfen, höchstens nur
bestätigung oder genauere bestimmung des schon bekannten gewinnen kann; und auch ein
solcher eingeschränkter gebrauch würde große vorsicht erfordern. aber dennoch von ent-
schiedenem werth mufs der unbefangene, von keiner nebenabsicht geleitete blick, der die
»ägenthümlichkeit aller wahren poesie ausmacht, in das innere leben jenes seltsamen reichs
jein, welches allein die kraft der begeisterung über: das meer hin an dem rande eines
andern welttheils errichtete, und das sich ohne sichere grundlage mitten unter den schwie-
‘igsten verhältnissen beinahe ein jahrhundert zu erhalten wufste. in jedem fall verdient
ınser gedicht in höherem grade die aufmerksamkeit des geschichtschreibers als jenes vom
König Rother, wo nur das wesen des hyzantinischen hofes geschildert wird, aus welchem
aber Wilken in der geschichte der kreuzzüge einen auszug geliefert hat.
Lebendige anschauung dringt unverkennbar aus dem ganzen gedicht hervor, ich schließe
laraus dafs der erste dichter selbst in Syrien gelebt, und das land und seine sitten mit
genen augen angesehen hat. kennt er doch die örtlichkeit von Askalon, von dessen
nauern herab Girabobe mit dem grafen Rudolf sich unterredet, und zu dessen anhöhen
Jer christliche bote gelangt, wo ihm ein blick in die Jandschaft gestattet ist. wir wilsen
aus Wilhelm von Tyrus dafs die stadt in gestalt eines halben mondes am meere lag, des-
;en dem lande zugekehrter kreilßs von erdwällen geschützt war, auf welchen doppelte
mauern und hohe thürme standen. auch was von Constantinopel gesagt wird scheint mir
zigene anschauung zu verraten: ja ein preasens statt des praeter. weißs ich nur daraus zu
ırklären (vgl. zu G*, 25). ich sagte der erste dichter, denn es wäre möglich, dafs unserm
zedicht ein französisches zu grund läge. das romanische gaftel (vgl. zu H, 15), pavilüne
D*, 14) fuckenie und kurfit (a”, 13), wenn meine ergänzungen zuläfsig sind, die welsche meile
H, 24. vgl. Tristan 2756) scheinen dahin zu deuten, auch die eigennamen Gilot, Bonifait, Bea-
rife, sogar der deutsch klingende Bonthart, wenn die ableitung von bondard, springer, richtig
st (vgl. gramm. 2. 340. Haunpts zeitschrift 1. 576). man müfste dann einen südfranzösischen