2, 12. anm. 30): die grausamkeit, mit welcher die weiber und kinder der heiden von den
christen behandelt werden (3, 12. 13. vgl. Michaud histoire des croisades 1, 411. 544):
die ankunft neuer kämpfer aus dem abendlande: die wallenden pilger auf der landstrafse:
der zwist des königs mit seinen stolzen vasallen: die an sich unnatürliche, durch die um—
stände herbeigeführte verbindung dieser mit den heidnischen fürsten: das liebesverhält-
nis mit einer türkischen frau: die einmischung des griechischen kaisers, und die pracht sei-
nes hofes: selbst einzelne sitten und gebräuche, z. b. stab und becher des pilgers, der
empfang der zurückkehrenden sieger vor Jerusalem durch die geistlichkeit, welche loblieder
singt und das heilige kreuz entgegen trägt: das alles sind lauter der geschichtlichen wahr-
heit gemäfse züge. zugleich aber ist es gewifs, dafs wir keine geschichte vor uns haben:
die dichtung hat nur die ergebnisse der geschichte frei in sich aufgenommen. wer hat je
von einem könige Gilot (Guillot) von Jerusalem gehört? oder von einem heidnischen anführer
namens Girabobe? könig Halap ist aus dem sultan von Aleppo (Halapia) entstanden, und der
patriarch von Jerusalem wird mit dem erzbischof von Bethlehem in einer person darge-
stellt. ein graf von Arras und sein sohn Rudolf sind unter den kreuzrittern unbekannt,
aber die herrn von Flandern, wie jene ebenfalls in dem gedicht genannt werden, standen
in Syrien in grofsem ansehen, und ihre stolze haltung, dem könige gegenüber, ist ge-
schichtlich begründet. die tapferkeit, die graf Robert II von Flandern in dem ersten kreuz-
zug bewies, ward selbst von den Türken gepriesen: bei der eroberung von Jerusalem hatte er
sich so sehr ausgezeichnet, dafs die königskrone, nach einigen, ihm früher angetragen ward als
dem Gottfried von Bouillon. nicht minder berühmt war graf Dieterich von Flandern, ein schwa-
ger Balduin des dritten, der vier kreuzzügen beiwohnte, und im jahr 1138 zum erstenmal
mit grofsem gefolge nach Syrien kam. die theilnahme der Belgier an den heiligen kriegen
ist in zwei preisschriften von L. P. Mortier und P. C. Van den Velden (Annales academig
gandavensis 1825— 1826) ausführlich dargelegt. eine besondere abhandlung über die ge—
schichtliche grundlage unseres gedichts, die herrn von Sybel zum verfaßser hat, befindet
sich in Haupts zeitschrift für deutsches alterthum 2, 235—248. hier wird die vermutung
aufgestellt dafs Rudolf in Hugo von Puiset eigentlich sein vorbild habe. dieser Hugo war
ein französischer edelmann, der etwa im jahr 1127 nach Syrien kam, um die grafschaft
Joppe in besitz zu nehmen, die sein vater, wie er, Hugo genannt, als erblehen hinterlafsen
hatte. er war ein tapferer schöner, in aller augen beliebter mann, der nachher, wahr-
scheinlich wegen eines zu vertrauten umgangs mit der königin Melisende, den. hals des
königs Fulko sich zuzog. einen zweikampf, auf welchen das gericht erkannte, nahm Hugo
nicht an, sondern begab sich nach Askalon zu den Sarazenen, mit welchen er sich zum
krieg gegen seinen lehnsherrn verband. Wilhelm von Tyrus nennt diese handlung eine
unerhörte, indessen war schon die verbindung Joscelins von Edessa mit den Türken,
zwar nicht gegen seinen lehnsherrn doch aber gegen den christlichen fürsten Boemund II
von Antiochien (im jahr 1126), vorangegangen. möglich dafs Hugos leben, das im allge—
meinen ähnlichkeit mit Rudolfs schicksal zeigt, einfluls auf die dichtung gehabt hat: doch
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