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Rudolf hat die absicht, einer am. meer gelegenen, ‘von den christen hart bedrängten
stadt nachricht von baldigem entsatz zu bringen. um sicher durch die zahlreichen feinde
zu gelangen, weils der kluge ein mittel zu finden. er bindet zwei bäume an sich fest,
Jamit keiner von den belagernden merke dafs er nicht zu ihrem volk gehöre. Rudolf
wollte also, wie es scheint, mit dem laubwerk heidnische rüstung und abzeichen, die er
‚etzt trug, bedecken, oder er wollte sich ganz unsichtbar machen. leicht ist dies ein epi-
scher zug. nach deutschen sagen kommt der feind, zumal bei belagerungen, mit grünen
‚weigen in der hand heran gerückt, so dafs man ihn nicht erkennt, und. er ein wandeln-
der wald zu sein scheint (vgl. Deutsche sagen 1, 148, 2, 91. und Simrocks quellen zu
Shakespeare 3, 276—78). weiter ab liegt eine andere kriegslist. Alexander (bei Lam—
recht bl. 19°) lälst, als er gegen die Perser zieht, zweige von birken und öhlbäumen
ıbhauen und an die schweife der rofse binden, damit sein heer in dem staub, der davon
ıufsteigt, nicht kann bemerkt werden. Rudolf, als er dem meer so nah gekommen ist,
Jafs er hofft dem feind entrinnen zu können, läfst die bäume fallen, dafs es schallt, und
sprengt in das walfser. die belagerten auf der mauer erkennen einen boten des königs,
ınd rudern ihm mit schiffen entgegen, die ihn aufnehmen. grofse freude herrscht bei ihnen
über die vertröstung in der bedrängnis.
Halap indessen beruft sein ganzes volk, um die stadt zu entsetzen. er will dem christ-
lichen könig die rückkehr unmöglich machen. auf einer grünen heide kommen die feind-
lichen heere zusammen. jetzt macht auch Rudolf, denn er ist, der ie warp näch den eren,
zinen ausfall. willig folgen ihm die bürger. da erblickt ihn Gilot, der christliche könig
hier zum erstenmal sein name), aus der ferne. kühn kommt Rudolf heran geritten mit
aäiner kleinen aber wol gerüsteten schaar. der falke, wenn er eine schaar vögel bemerkt,
jagt sie auseinander, und holt einen oder zwei heraus: auf gleiche weise sprengt Rudolf
in das heer. er zeigt dafs er ein held ist: aber auch sein gutes faris hilft dafs er den
»reis davon trägt. doch nur mit flachem schwert schlägt er auf die christen: ihre noth
;hut ihm leid. Gilot mufs vor Girabobe entweichen.
G. H [21—24]. Was jetzt folgt ist von dem vorigen allem anschein nach durch eine
reihe von begebenheiten getrennt, über die wir völlig im dunkeln bleiben. gleichwol zeigt
sich der zufall günstig, dalßs ein gewifser zusammenhang mit dem vorhergehenden in die-
sen bruchstücken sich erhalten hat, und wir das geschick der hauptpersonen weiter geführt
sehen. der schauplatz ist abermals ein ganz anderer. wir finden die heidnische frau, mit
der Rudolf ein liebesverhältnis angeknüpft hatte, zu Constantinopel. Bonifait hatte sie
Jahin begleitet. vielleicht wohnte sie aufserhalb der stadt, denn in der folge, als Bonifait
von ihr zu seinem herrn zurückkehrt, wird gesagt er. sei wieder in die stadt geritten:
auch Rudolf, als er sie hernach zum erstenmal wieder besucht, reitet über das feld zu ihr
hin (I, 22. 23). ein könig, dessen namen wir nicht erfahren, sendet einen junker an Bo—-
nifait, der als kämmerer das gemach der frau bewacht, läfst sich anmelden und fragen wie
pald er sie sehen könne. Bonifait antwortet seine gebieterin sei schon aufgestanden und
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