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aufgeschlagen: fürsten tragen ihm das schwert vor: ein mächtiger könig, der von ihm die
krone empfangen hat, dient ihm als mundschenk; alle werden herrlich bewirthet. das gefällt
mir wol. ich kann mich dem kaiser gleichstellen, und besitze länder genug. gerne möchte
ich einen mann haben, der die kaiserliche sitte bei mir einführen wollte.” der graf beginnt
zu lachen: es dünkt ihn ein scherz zu sein. ‘mafsest du dir das an,’ spricht er, ‘hochge-
borner könig, so wird es dich gereuen, und dir grofsen schaden bringen, denn ein genofs
des kaisers lebt nicht auf erden; dein ganzes reich wäre verloren. doch will ich dir
einen guten rat geben.’
E [17. 18]. Die vorigen verhältnisse sind völlig verschwunden. wir finden Rudolf im
zespräch mit einer frau, die, wie sich hernach ergibt, die tochter des heidnischen königs
Halap ist. sie weigert sich ihm zu sagen was sie auf dem herzen hat, und muntert ihn
auf zu reden. wie es scheint hatte sie eine unterredung veranlafst, und ihn gefragt warum
ar in ihrer gegenwart erröthet sei. endlich gesteht der graf ihr den grund davon ein, ‘herrin,
zrofse qual dulde ich aus liebe zu euch: alle meine gedanken sind auf euch gerichtet:
lie minne hat mich dem tode nah gebracht.” da bricht auch die frau:ihr schweigen.
Rudolf, sagt sie, ‘ich liebe dich von ganzem herzen. auch mich hat die minne bezwun-
zen, aber du solltest es nicht inne werden.” ‘möge uns das glück beistehen,’ spricht der graf,
dessen herz mit freude erfüllt wird. er bittet die Jungfrau Beatrife nach seinem vetter
Bonifait zu senden. “ich glaube, sagt der dichter, ‘der kühne held küfste die schöne frau;
veide thaten es gerne.’ Beatrile, die das sieht, bedenkt dafs beide unbehütet sind. sie geht
alnaus an die thür, und hält wache. die liebenden überlafsen sich jetzt ungestört ihrer
vollen zärtlichkeit, und wechseln ringe mit einander.
Vor Halap, an dessen hofe sich Rudolf befindet, erscheint ein bote des königs von
Jerusalem, welcher verlangt dafs ihm der graf mit gebundenen händen überliefert werde.
der bote, dem die sache sehr anempfohlen ist, übergibt zugleich einen brief seines herrn.
Halap tritt mit dem brief in der hand an eine tafel, wo er vorgelesen wird. er enthält nach
den versicherungen der freundschaft (dö /tuont an dem brieve vrüntfchaft und alle liebe,
minne und rechte [teticheit, eine herkömmliche formel; vgl. Lohengrin 90 /ageten im von
dem bäbeft friunt/fchaft und wäre minne, und von allen landen holden muot) die mahnung
nicht gleichgültig zu sein gegen die untreue Rudolfs, der ihm den herzog und seinen sohn
antführt habe. unerschrocken erwidert Halap dem boten “deine bitte ist mir unlieb. mit
aichten sende ich den grafen deinem herrn. soll die sache an einem bestimmten tag zur
antscheidung gebracht werden, und will jemand dem rechte gemäfs mit dem grafen käm-
fen, so soll er sich gegen die anschuldigung vertheidigen; dazu verpflichte ich mich.
wollte ich ihn aber hinsenden, gebunden wie einen hund, so wäre ich selbst werth schimpf—-
.ich an einen baum gehangen zu werden.” die strafe, die dem grafen zugedacht war, sollte
'hn zugleich entehren, und verrät den zorn des königs von Jerusalem. in gleicher stim—
mung ruft Attila (Waltharius 403. 404. vgl. 610) °o si quis mihi Waltharium fugientem affe—
af evinetum ceu nequam forte Ireiscam.?