— 30 -
A [7]. Das fest hat schon seinen anfang genommen. den ehrensitz (daz gegenfidele
Rother 1618. Hagen Minnes. 3, 437. daz gegengeftüele Gerhard 3679. 5889), ihm ge-
zenüber, hat der könig dem herrn aus Flandern gegeben, der seinen lieben sohn zur
seite hat. nichts hat der graf vergelsen was ein solches fest verlangt. der könig wird beı
tafel seiner würde gemäfs bedient. jeder erhält was er wünscht: reichlich tragen die
schenken den trank herbei. friedliches verhältnis mit den heiden beweisen die ehrenge-
schenke, die sie senden.
A* [8]. Wir wifsen aus dem vorhergehenden dafs ein heidnischer herr verkleidet zu
dem fest gekommen ist. dieser wird als zuschauer unter dem volk gestanden haben, und
ar ist es, wie ich vermute, dem Bonifait zuruft (hier beginnt das bruchstück) er möge
‚einem vetter Rudolf das rofs am zügel halten. der heide, wahrscheinlich weil ein solcher
Jienst unter seiner würde ist, weigert sich. er kehrt hernach zu den herbergen zurück, da
gemerkt Apollinart, der knappe des grafen, aus der ferne dafs der heide mit dem pferde
2ach seinem schlupfwinkel forteilt. bevor die erzählung weiter geht, wird das prächtige,
nit leuchtenden edelsteinen ausgezierte reitzeug des rofses, mit dem arabischen namen
’aris genannt, ausführlich beschrieben.
B [9]. Wahrscheinlich hatte sich Rudolf mit den seinen aufgemacht um den dieb zu
verfolgen; davon mag in dem fehlenden stück die rede gewesen sein. eben sind die sieger
‚urückgekehrt, und berichten den erfolg. ‘wir fiengen einen verwundeten (denn der heide
ıatte sich wol gewehrt), der ein schönes rofs an der hand führte, ein rofs, das dem land, in
Jem es steht, ehre bringt.” das faris kann nur gemeint sein. sie halten den dieb fest, ganz in
Jer nähe (enbore verre bi), sie sollen aber sorgen dafs er tiefer ins land gebracht werde
bewar deiz nicht ze nähe fi), wahrscheinlich damit er nicht entflichen könne. die der ruhe
yedürftigen helden bereiten ihr nachtlager. als sie das brot efsen sollen, sind sie schon
zingeschlafen. nach drei tagen brechen sie auf, und ziehen nach Jerusalem, wie es graf
Rudolf anordnet. die herrn, vornehm und gering, werden mit grofsen ehren empfangen,
nit heilictuome (sacrament K. Roths denkmäler 44, 341 oder reliquien Wackernagel Lese—
buch 1, 990, 30. vgl. Nibel. 1515, 2) glockengeläute und kreuz. auf ähnliche weise ward
der kaiser Konrad empfangen (Matth. Paris ad a. 1147.), und so empfängt man in andern
zedichten den kaiser zu Köln mit geltute und heiltuome (Gerhard 668, vgl. 5710. ö718),
die heiligen drei könige mit kreuz und fahne (Bruns plattdeutsche gedichte 1459— 90)
ınd die dulderin Crescentia zu Rom mit gelüte und mit gefange (Kaiserchronik 76°).
B* [10]. Die lücke enthielt vielleicht die weitere beschreibung der feierlichkeiten zu
Jerusalem. an dem fünften tage kommt ein bote mit der meldung dafs der heidnische
<önig sich zu Scalun befinde. der bote war bis in die nähe der burg gekommen. der
‚unge graf (denn Rudolf tritt jetzt entschieden als hauptperson auf, und von seinem Vater
'st weiter nicht die rede) spricht zum könige ‘ich, obgleich der unerfahrenste, rate dafs wir
furchtlos unser heer hinführen, und den feind in der stadt belagern. gott wird uns, um des
heiligen grabes willen, beistand leisten, dafs wir ihn überwinden, und ihm das leid vergelten,