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macht dem volk den inhalt des briefs bekannt. ‘ich bitte euch, liebe freunde’, spricht er,
unter freiem himmel (an der funnen, vgl. Rechtsalterthümer 798. 807. 816) dafs ihr das
heilige grab befreit, ihr alle, vornehme und geringe, die ihr zum kampf kräfte habt.’
6” [4]. Was die lücke enthielt läfst sich leicht erraten, die versammlung zu Rom
hatte das kreuz genommen, und der bote war mit einem brief, der die beistimmung des
pabstes enthielt, heimgekehrt. der junge graf, der hier zuerst Rudolf genannt und dessen
einnehmendes wesen geschildert wird, heifst ihn willkommen, indem er ihm zugleich ge-
schenke, rofs gewand oder geld, anbietet. der bote verkündigt ihm die huld des pabstes.
und überreicht dessen brief.
x [5 6]. Wir finden den grafen mit seinem sohne in Syrien angelangt, ohne zweifel
mit grofsem gefolge, wahrscheinlich auch mit dem aufgebot des pabstes. es braucht hier
gerade nicht sehr viel zu fehlen. der christliche könig scheint verstimmt über die stolze
und unabhängige haltung des ankömmlings, von dem er wol die unterwürfigkeit eines va-
sallen erwartet. auch der glanz, mit dem der graf auftritt, scheint dem könige zu mis-
fallen. ‘wenn er auch festlichkeiten anordnet, immer hast du noch grofse ehre davon,
spricht jemand zu dem könige. wer ist es, der spricht? vielleicht seine gemahlin, die frei-—
lich weiter nicht erscheint: aber wer hätte ihn sonst °du’ anreden dürfen? dies kam nur
gleichgestellten zu. der könig wundert sich über diese bemerkung, und senkt das haupt
wie einer, der nachsinnt. er meint wenn der graf das durchsetze, so werde es zu seiner,
des königs, herabwürdigung gereichen. doch weifs er dafs der graf von Arras, so wird
er hier genannt, das vorbild aller trefflichkeit, ihm den weg der ehre zeigen kann. er
falst also einen entschlufs, empfiehlt sein reich und seine ehre der treue des grafen, und
bittet ihn seinem ruhm einen neuen glanz zuzufügen. ‘du bist zu allem tüchtigen geschickt”.
sagt er, ‘wenn du nach meinem gefallen mir dienst, so will ich es dir mit liebe danken.’
Der graf thut wie der könig bittet. er befiehlt den vögten seine anordnungen eifrig
auszuführen. alle gehorchen, weil sie ihn fürchten. ein herrliches fest, zu unvergänglicher
ehre, wird bereitet. prächtige sitze, an denen gold und silber nicht gespart ist, werden
aufgerichtet. in allen Jändern wird verkündigt dafs jeder solle wol empfangen werden. deı
krieg ruht, denn es kommt auch ein heide aus seinem lande. obgleich daheim ein mäch-
tiger herr, erscheint er als ein mann aus niedrigem stande. er sucht (wenn meine ergän-
zung richtig ist) seinen sohn, den er verloren hat und nirgend finden kann. er unterlälst
aicht die einrichtung zu dem fest zu beschauen, um daheim erzählen zu können.
Der könig hat wolgefallen an Rudolf: er wünscht dafs der vater den schönen jüngling
in den sitten und in der waffenführung seiner heimat unterrichte. der graf übergibt ihn
seinem vetter Bonifait, damit er ihn zu feinen sitten anweise, und bäurisches wesen ihm
verleide. nicht blofs in den waffen soll sich der jüngling üben, er soll auch zur freige-
bigkeit und zum umgang mit frauen angeleitet werden. erzählungen von tapfern thaten
soll er gerne anhören. nochmals wird erwähnt dafs auch in das heidnische land boten
abgeschickt werden. die zum feste einladen sollen.