IXXVIII
ju unsern dringendsten Bedürfnissen; Las im dritten Band
des Schilterschen Thes. befindliche ist verwirrt, ungenau,
lückenhaft und mit verschiedenen beim Nachschlagen nnanger
nehmen Abschweifungen (v. alsatia, curti«. dinghof, fVancia,
gothus, mund, werda) unterbrochen. Die ärgsten Verstöße
liest man B. in den Artikeln: ardhin, prutha minunga,
kademmare (remperarol d^r. 77,62 stehet imo ne was da;
fadem mare, ladornsculuni non kuit «l gratvkn), etthc
(25Z-), hiangen, liafcn, nizemo, rheiz, riafcn, scefsoufig,
spialrun, stnllu, valgo und viele dergleichen. Dabei die unvcrr
ständigste Anordnung; wer eine Wurzel sucht, muß nicht blos
die einfache aufschlagen, sondern unter allen denkbaren Vorsil
ben und allein, was die Silbe gi- angeht, an acht verschiedenen
Orten: cha-che-ga ge-gi-ka-ke-ki-. Ein neues Wörterbuch
müßte nothwendig nach den Wurzeln eingerichtet seyn und mit
(dafür) festzusetzender Orthographie unterjcdcrWurzel alle Ablei
tungen, gcwisscComposita also doppelt eintragen, überall mit ganz
kurzer Erklärung, aber steter Angabe (nicht Anführung) reichlicher
Belegstellen; auf einem Drittel des Schilterschen Raums ließen
sich doppelt so viel Artikel fassen. Ob nicht aus den Glosseu-
sammlungc», wenigstens vorläufig, ein eignes Glossar zusam
mengestellt werden sollte, wäre zu überlegen; wenigstens ließe es
sich viel schneller verfertigen. — Die mittelhochdeutsche Sprache
verlangt wiederum ihr eignes Wörterbuch, welches der Natur der
Sache nach schon weit reicher ausfallen kann. DasOderlinische
(schätzbar als trefflicheWaterialiensammlung) ist häufig unrich
tig und ungrammatisch; auch mengt es zu viel alt- und neu
hochdeutsche Formen unter die der mittleren Zeit. Ein Hand
wörterbuch der Sprache von 1150-1500 haben Hagen und Vü-
sching im Jahr iZio herausgeben wollen; es wäre wohl ge
rathener, sich auf die Zeit von 1150-1302 zu beschränken, und
für die folgenden Jahrhunderte eigene Glossare auszuarbeiten.
Je mehr man bei reicher gewordenen Quellen zu sondern ver
mag *), desto erwünschter für das Sprachstudium; Wörterbücher
und Grammatiken, die sich ausschließlich dem Zustand der Spra
che in einem jeden der drei letztvcrflossenen Jahrhunderte widme
ten, würden zu wichtigen Folgerungen leite». Der Werth des
FrischischcnWörterbuchs (Berlin 1741) beruht mit darauf, daß
es so viele Wörter des igteu, i6ten und 17WN Jahrh, fleißig
gesammelt hat; es ist weil brauchbarer als Wachters berühmtere,
an oft scharfsinnigen aber verfehlten Etymologien reiche Arbeit.
Ueber das Avelungische habe ich mich vorhin geäußert, wässerige
Breite in den Entwickelungen der verschiedenen Wortsinne kann
') Darum ffnd auch besondere, genaue Glossare zu jedem bcdcm
tenden Gedicht, wie man mit Recht für die Nibelungen, Bar-
iaam, Bonerius, Wigaloi» verfertigt hat, «uferst vmhcilhafl.