gehn kann, in sofern in einem ungebauten Feld eS zugleich
leichter und schwerer ist, Entdeckungen zu machen. Man nimmt
mit der ersten, halbwilden Frucht vorlieb, da sie an der
Statte, woher sie kommt, nicht erwartet wurde, aber ihr
wohl die Mühseligkeit des unbefahrenen Weges anzusehen
ist, auf dem ich sie einbringe. Sollte cs hiermit auch an
ders stehen, so versehe ich mich doch zum voraus, daß Sie
meinem Versuch, von dieser Seite her in unser deutsches
Alterthum Bahn zu brechen, sein Recht geschehen lassen,
und den Gedanken billigen werden: einmal aufzustellen, wie
auch in der Grammatik die Unverletzlichkeit und Nothwen
digkeit der Geschichte anerkannt werden müsse.
Mag man dem Erfolg, den ein eifriger und nicht ein
seitiger Betrieb der altdeutschen Literatur in unsern Tagen
gehabt hat, seit sie gerade durch die letzte feindliche Unter
jochung für viele Gemüther Gegenstand des Trostes und der
Aufrichtung geworden war (welcher schöne Anfang auch nicht
zu vergessen ist), Böses oder Gutes nachsagen wollen; das
Gute wird gewiß schwerer wiegen und von Bestand seyn. Die
übertriebenen, unreifen Lobpreisungen, die jeder ersten Freude
zu gut gehalten werden müssen, sind schon vorbei oder ha
ben sich allmalig gemildert; aber auch von dem Tadel an
derer Leute, welche neben der ungcleugneren Trefflichkeit
griechischer und sonst für classisch gehaltener Muster das
vermeintlich bäurische Wesen unserer eigenen Vorzeit gar
nicht aufkommen lassen möchten und sich beinahe schämen,
davon zu reden, wird kein Vernünftiger mehr zurückgeschreckt-.
Ich bin des festen Glaubens, selbst wenn der Werth unserer
vaterländische!, Güter, Denkmäler und Sitten weit geringer
angenommen werden müßte, als wir ihn gerecht und be
scheiden voraussetzen dürfen, daß dennoch die Erkenntniß
des Einheimischen unser die würdigste, die heilsamste und
aller ausländischen Wissenschaft vorzuziehen wäre. Auf das
Vaterland sind wir von Natur gewiesen und nichts anderes
vermögen wir mit unsern angeborenen Gaben in solcher
Maaße und so sicher begreifen zu lernen. Die Geschichte
unserer Poesie und Sprache erscheint jetzt noch arm und uns