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sie siridivt rind ist bis zu scharssinnigon Entwickelungen durchs
gedrungen. Wer den unermüdlichen Fleiß dieses Gelehrten
betrachtet, muß ihm zugestehn, baß er bei heilsamer Ein,
schrankung seiner Thätigkeit Gründlicheres würde geleistet
haben *), Auch scheint ihm selbst der Mangel einer tieferen
historischen Unterlage nicht entgangen zu seyn; er hatte, wie
man aus der Vorrede zu seiner ältesten Geschichte der Deut,
schen (Leipzig 1806) ersieht, späterhin eine umständliche Sprach,
gcschichte liefern wollen, wovon ein großer Theil, nament,
lich die Gothische, ausgearbeitet unter seinen hinterlassenen
Papieren befindlich seyn muß. Ware dieses Werk herauege,
kommen, so würde es mir viele Hülfe geleistet haben, während
ich jetzo das frühere Lehrgebäude nur zuweilen nachgeschlagen
und schon seiner ermüdenden Weitschweifigkeit halben richt
eigentlich benutzt habe. In leichterer Anordnung und Zu,
sammenstellung mögen Adelung einzelne der seit ihm erschie,
ncn Grammatiken übertreffen, es können auch in ihnen manche
Dinge geschickt genug erörtert worden seyn; ich habe, da
keiner ihrer Verfasser dafür bekannt ist, die ältere Sprache
zu verstehen, meine Zeit nicht auf sie, sondern immer lieber
auf die Quellen wenden wollen, welche nie fertig zu lesen
sind. Die theils gesetzgeberische und puristische, 'theils auf
den Schulunterricht gehende Präzis der neuen Sprachlehren
ist in der Vorrede getadelt worden **). Kinderlings Geschichte
*) Die Beurtheilung des Adclungschcn Wörterbuchs in der Jen.
L. §• >8°4. Nr. 24 26. 39- 4a. ist mir jederzeit wie eine Un*
gerochtigkeit vorgekommen. Voß war Adelung an classischer
Gelehrsamkeit, Geschmack und Gefühl für Poesie sehr überlegen»
ich zweifle, ob au Sprachkenntniß. Luthers Sprache, die der
schlesischen Dichter und die plattdeutsche Mundart genauer zu
wissen, gibt noch lange nicht historische Sicherheit. Selbst
Klopstvck kan» nicht eigentlicher Sprachkenner heißen, er wal-
tcfcuf~ber neuen Sprache und fühlte mitunter in die ältere
hinein. Die treue »»d f> »ehrbare Arbeit eines Mannes, den
die Dichtkunst einer späteren Zeit nicht ansprach, wie die heu«
tige nicht einem jeden behagen wird, mit Gründen niederzu
schlagen, welche er unmöglich alle anerkennen konnte, war hart.
Gesetzt, sämmtliche Anführungen aus Dichtern von »700 bis
>8c>c>. und alle in diesem Zeitraum gebildete neue Wörter un
terblieben in Adelungs Werk, es würde dennoch schätzbar seyn.
Mir scheint s'gar eine natürliche Empfindung da,ür zu reden,
daß der Wortsammler nur in einem gewissen Abstand der Sprache
folge und erst die Zeit an den neuen Bildungen bewahren
lasse, was sie laugen.
*') Zu einigem Beleg, wie weit man es hier in Geschmacklosigkeit
und Unsinn gebracht habe, gereiche die in Pöhlmanns Sprach
lehre (Erlangen versinnlichte Declination des Worte»
Bruder: "Lehrer. Hier halw ich ein Stückchen Wachs,
(welchen Thon), dem ich allerlei Formen und Gestalten geben
kann. Echt, jetzt hat cS die Form einer Kugel, jetzt die