An Herrn Geh. Iustkzrath und Professor
von Savigny zu Berlin.
Wie hat sich mein Herz danach gesehnt, lieber Savigny,
was ich einmal Gutes und Taugliches hervorzubringen im
Stande seyn würde, Ihnen und keinem andern öffentlich tut
zuschreiben. Gott weiß und thut stets das Beste. Als nach
dem frühen Lode des Vaters und dem Absterben beinahe
aller Verwandten, der liebsten seeligen Mutter unermüdliche
Sorge nicht mehr übersah, was aus nnö fünf Brüdern
werden sollte und ich, mir selbst überlassen, in manchem
verabsäumt, doch voll guten Willens, redlich mein vorge»
setztes Studium zu betreiben, nach Marburg kam; da fügte
es sich, daß ich Ihr Zuhörer wurde und in Ihrer Lehre
ahnen und begreifen lernte, was es heiße, etwas studiern
zu wollen, sey es die Rechtswissenschaft oder eine andere.
Auf diese Erweckung folgte bald nähere Bekanntschaft mit
Ihnen, deren liebreichen Anfang ich niemals vergesse und
woran sich mehr und mehr Fäden knüpften, die von dieser
Zeit an bis jetzo üuf meine Gesinnung, Belehrung und Ar«
beitsamkeit unveränderlichen Einfluß behauptet haben. Ich
denke auch zurück, daß wir ohne Sie den Arnim nicht ken»
nen gelernt hatten und was sich an beide Bekanntschaften
schließt oder daraus mit hervorgegangen ist, müssen gleich,
falls meine Geschwister als etwas auf irgend eine Weise be,
hülflich und für ihre Lebensart bestimmend gewordenes be,
trachten. So hat uns der Himmel, nachdem wir verwaist
und allein gestanden, mit andern Menschen berathen wollen
und Zuneigungen zuwege gebracht, an die unsere Eltern
nicht einmal einen Gedanken haben konnten.
Meine bisherigen Arbeiten, von denen Sie stets unter,
richtet gewesen sind und an welchen Sie immer Antheil ge,
nvmmen haben, schienen mir doch zu gering ausgefallen,
oder bloße Sammlung roher Stoffe, deren Wichtigkeit fünf,
tig einmal gezeigt werden kann, zu wenig mein eigen, als
daß ich sie zu einem Maaßstab meiner Dankbarkeit und An»
hänglicbkcit hätte brauchen dürfen. Ich schlage auch gegen,
wärtiges Buch, dessen Mängel nicht verborgen bleiben wer,
den, nur etwas höher an, weil es mich größeren Fleiß ge,
kostet hat, und weil ihm ein gewisses Verdienst nicht ent,