Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

II. Alt«iedcrdeutsche Quellen. 
Denkmäler, die vom achten bis elften Jahrhundert in 
Sachsen, Engern, West, und Ostphalen und in den heutigen 
Niederlanden entsprungen sind. (Von den altfriesischen mrd 
angelsächsischen hernach besonders)' 
i) EvangelienharMonte in alliterirenden Zeilen (viel« 
leicht noch aus dem Schluß des achten, lieber aus der 
ersten Hälfte des neunten). Handschriftlich a) zu London 
in der cottvn. Bibl., ly zu München (früher Bamberg), 
beide Hss. in etwas abweichender Mundart, z. B. die 
londoner hat im Ablaut u o, wo die Münchner o, jene in 
der Endung -eas, - ca, wo diese -ies, -ierc. Reim 
wald besaß den doppelten Text beider und ist über seiner 
längst vorgehabten Bearbeitung gestorben, diese nun eben 
falls nach München gekommen. Auf den durch Hickee, 
Lemler, Glcy, Dvcen und Reinwald allmalig bekannt ge 
wordenen Bruchstücken, die ich mir zusammengetragen und 
einem Cap. das ich zu München abgeschrieben, (überhaupt 
etwa« einem Sechstel des Ganzen) beruht, was ich vonalr- 
sächs.Grammatlk weiß; wie viel mag noch in dem Uebrigen ver 
borgen seyn. Ich habe mir vergebens mehr davon zu ver 
schaffen gesucht. Man sollte nur vorläufig den Text bei 
der Hss., doch mit äußerer Herstellung der Alliteration, 
nebeneinander drucken lassen; ist ein so überaus^wichtiges 
Denkmal erst jedermann zugänglich, so wird die Schwierig 
keit einer Uebersctzung schneller besiegt werden, als wenn 
einzelne Herausgeber Jahre lang darüber arbeiten, Nach 
der lateinischen, von Du Chesne noch vor einer vollstän 
digen Hs. des ganzen Werks eingesehenen (in Lccarck kr. 
or. 2. 324. 325. desgl. im quaternio p. 41.42. wiederhol 
ten) auch sonst bemerkenswerthen Vorrede hatte Ludwig 
der fromme die Bearbeitung einem berühmten sächsischen 
Dichter aufgetragen. Sein Name und das vollständige 
Werk, welches sich nicht auf die Evangelien beschränkte, 
sondern auch über das alte Test, erstreckte, sind nicht auf 
uns gekommen. 
2) lidrenuntiatio diaboli (wohl noch aus dem ach 
ten Jahrh.). Eine kleine Formel, die wahrscheinlich den 
bekehrten Sachsen zu schw-ren auferlegt wurde. Luc. Hol« 
stenius machte sie zuerst aus einem pfälzer Codex Nr. 542. 
(wo jetzt?) in dem sie hinter der lxnoctns liptinenL (von 
743.) geschrieben war, bekannt. Mehrfach gedr. u. a. feh 
lerhaft bei Colet VIII. 278. besser in Kccarä. kr. or. 1.440. 
3) Hildebrandslied s. althochdeutsche Denkm. Nr. 7. 
-4) Essener Bruchstück (wohl schon aus dem zehnten) 
handschriftlich im Stift Essen, wo es Kindlinger entdeckte
	        
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