Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

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dischcn. Freilich ist es schwer oder unmöglich, dieses Resuls 
rat im Einzelnen auf die verschiedenen Namen und Wohn« 
sitze der deutschen Völker des ersten und zweiten JahrhunZ 
dcrts anzuwenden; wir besitzen aus jener frühen Zeit fast 
nur Nachricht von der Sprache des zweiten Hauprstamm- 
(Alemannen, Catten, Sucvcn *) rc. Und wie viele einzelne 
Völkerschaften dürfen gar nicht in Anschlag gebracht werden, 
wenn man nicht willkürlich daS Dunkele zu dem Hellere» 
ordnen will! IM Ganzen aber bleibt die Sache nichts desto 
weniger begründet und wird es zumal durch die seit den» 
achten Jahrhundert aus der Ungewißheit tretende Sprachge« 
schichte des zweiten (hochdeutschen) und dritten (niederdeut, 
sehen) HauptstammS. Was sich spater fest und natürlich 
zeigt, muß schon früher so bestanden haben. Durch sorg, 
faltige Vergleichung der Spcachuntcrschiede mit Geschichte, Sitte 
und Sage der älteren Zeit, werden wir auch manches Einzelne 
befestigen lernen, das jetzo noch abgerissen erscheint**). 
ES ist übrig, für den Zeitraum deS fünften bis zum 
achten Jahrhundert, auch die lateinischen Gesetz sammlun» 
gen der deutschen Völker als Quellen der Sprache zu nen« 
nen, namentlich die westgothische, salische, burgundische, rir 
puarische, alemannische, bairische und lombardische. Sie 
haben uns außer einzelnen im Text selbst latinisirten deut 
schen Wörtern zum Theil auch gewisse Glossen, also in die« 
sen die eigenen Formen selbst erhalten. Hierhin gehöre» 
vorzüglich die Glossen im bairischen, alemannischen, longo« 
*) Ein Theil der Sucven erscheint freilich mit den Westgothcir 
und Vandalen in Spanien und Portugal! und unter diesen 
Eueren finden sich gordisch geendigte Namen, wie: rechila, 
maldra. Wer mag aber aus so wenigem und unflcherm eine» 
Schluß ziehen und wie dunkel ist z. B. das wahre Verhältniß 
der in Süddeukschland verbliebenen Eueren zu den Alemannen? 
p») Die vier großen Stämme zeigen sich unter einander in mehr, 
fachen, Verhältniß. So stehen der erste (gordische) und zweite 
(hochdeutsche) in unleugbar näherer Verwandtschaft gegenüber 
dem dritten (nicderdeutlchen) und vierten (nordischen). De» 
Ilebergang zwischen » und ? rcrmitleln die Franken; zwische» 
8 und a Friesen und Angeln; zwischen > und a (vermuthlich) 
die Duaden, Markomannen rc ; zwischen » und 4 läßt sich 
gar kein Mittelglied erkennen, aber die große Vollkommenheit, 
worin sich in diesen beiden die alte Sprache geschichtlich erhal 
ten hat, vermittelt die wichtigsten Berührungspunkte- In an 
derer Rücksicht darf man auch die drei ersten Stämme dem 
einzigen vierten entgegenstellen. Eine genaue Charakteristik der 
vier Stämme behalte ich dem Schluffe meines Werks vor, da 
ich dazu noch Untersuchungen bedarf, die erst im zweiten Theil 
erfolgen werden. 
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