Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

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Wir besitzen ausser ihr noch ein kleines gothisches Denk 
mal in einigen mehrmals herausgegebenen Papyrusurr 
künden, welche vermuthlich unter Thcoderich bald nach 
dem Beginn des sechsten Jahrhunderts geschrieben wurden, 
also unbedenklich die allerersten deutschabgcfaßte» Diplome 
sind. Die Sprache ist rein gothisch *). — 
Die bisher genannten Quellen gelten allein für die go 
thische Sprache. Seit dem fünften Jahrhundert gibt es aber 
zahlreiche Urkunden und Schriften in lateinischer, zum Theil 
auch griechischer Sprache, die uns wiederum eine Menge 
deutscher Eigen- und Ortsnamen ans sehr vielen Völ- 
kerstammen erhalten. Sie haben vor den Schriften der Rö 
mer voraus, daß sie größtenthcils von und unter Deut 
schen verfertigt worden sind, also eine desto größere Treue 
in den gebrauchten deutschen Wörtern muthmaßen lassen. 
Es ist erforderlich, diese Quellen auf das ficissigste zu un 
tersuchen, weil uns gerade aus dem sechsten und siebenten 
Jahrhundert eigentliche deutsche Denkmäler völlig abgehen; 
aber auch die urkundlichen Eigennamen aus dem achten, 
neunten und zehnten Jahrhundert leisten wenigstens für die 
Wurzelkenntniß fortwährenden Nutzen. 
Urkundensammlungen sind von mir in dieser Absicht bis 
jetzo durchlesen und ausgezogen worden, für gothische und 
lombardische Namen: die von Marini und Masse» — für 
fränkische: die von Mabillon und Miräus — für allem«»- 
nischc: die von Gvldast, Neugart und der Lost. Iaureshanu 
— für bairische: die von Ried — für wettcrauischc, hessi 
sche: die von Pistoriuü, Schannat und Wenk — für west- 
phälische: die von Falke. — Es bleiben, außer den übri 
gen wichtigsten Sammlungen Deutschlands, namentlich für 
fränkische und burgundische Namen: Brcguigny, d'Achery, 
Martene und Aaiffctte — für lombardische: Ubghelli, Fan- 
ruzzi, Lupi und Fumagalli noch zurück. ' 
Die Concilien habe ich nach der Venediger Sammlung 
von Colet benutzt. Tom. 5.6 und 7. enthalten zumal wichtige 
westgothische, burgundische und fränkische Eigennamen des 
fünften und sechsten Jahrhunderts. 
Von den Schriftstellern scheinen mir folgende (meist des 
sechsten Jahrh.) bei dem Studium der Eigennamen haupt- 
•) An Text und Auslegung der bisherigen verschiedenen Ausga 
ben läßt sich mit Hülse der Sicrakowskyschen Nachbildung 
manches ausstellen. Dieses Facsimile, ivvvvn der Hr. Vers. 
Mir ein Exemplar verehrt hat, ist das trefflichste, was mir je 
»vr-ekemmen, und es übertrifft MariniS t«b, »>s. bei weitem.
	        
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