XLVll
Wir besitzen ausser ihr noch ein kleines gothisches Denk
mal in einigen mehrmals herausgegebenen Papyrusurr
künden, welche vermuthlich unter Thcoderich bald nach
dem Beginn des sechsten Jahrhunderts geschrieben wurden,
also unbedenklich die allerersten deutschabgcfaßte» Diplome
sind. Die Sprache ist rein gothisch *). —
Die bisher genannten Quellen gelten allein für die go
thische Sprache. Seit dem fünften Jahrhundert gibt es aber
zahlreiche Urkunden und Schriften in lateinischer, zum Theil
auch griechischer Sprache, die uns wiederum eine Menge
deutscher Eigen- und Ortsnamen ans sehr vielen Völ-
kerstammen erhalten. Sie haben vor den Schriften der Rö
mer voraus, daß sie größtenthcils von und unter Deut
schen verfertigt worden sind, also eine desto größere Treue
in den gebrauchten deutschen Wörtern muthmaßen lassen.
Es ist erforderlich, diese Quellen auf das ficissigste zu un
tersuchen, weil uns gerade aus dem sechsten und siebenten
Jahrhundert eigentliche deutsche Denkmäler völlig abgehen;
aber auch die urkundlichen Eigennamen aus dem achten,
neunten und zehnten Jahrhundert leisten wenigstens für die
Wurzelkenntniß fortwährenden Nutzen.
Urkundensammlungen sind von mir in dieser Absicht bis
jetzo durchlesen und ausgezogen worden, für gothische und
lombardische Namen: die von Marini und Masse» — für
fränkische: die von Mabillon und Miräus — für allem«»-
nischc: die von Gvldast, Neugart und der Lost. Iaureshanu
— für bairische: die von Ried — für wettcrauischc, hessi
sche: die von Pistoriuü, Schannat und Wenk — für west-
phälische: die von Falke. — Es bleiben, außer den übri
gen wichtigsten Sammlungen Deutschlands, namentlich für
fränkische und burgundische Namen: Brcguigny, d'Achery,
Martene und Aaiffctte — für lombardische: Ubghelli, Fan-
ruzzi, Lupi und Fumagalli noch zurück. '
Die Concilien habe ich nach der Venediger Sammlung
von Colet benutzt. Tom. 5.6 und 7. enthalten zumal wichtige
westgothische, burgundische und fränkische Eigennamen des
fünften und sechsten Jahrhunderts.
Von den Schriftstellern scheinen mir folgende (meist des
sechsten Jahrh.) bei dem Studium der Eigennamen haupt-
•) An Text und Auslegung der bisherigen verschiedenen Ausga
ben läßt sich mit Hülse der Sicrakowskyschen Nachbildung
manches ausstellen. Dieses Facsimile, ivvvvn der Hr. Vers.
Mir ein Exemplar verehrt hat, ist das trefflichste, was mir je
»vr-ekemmen, und es übertrifft MariniS t«b, »>s. bei weitem.