besondern Mundart macht, was damals gewiß noch unter
dem ganzen Volk der Ost- und Westgvthen eine Sprache
bildete. Kaum waren ja erst kurze Zeit vorher beide Stäm
me äußerlich von einander entfernt worden. Ulsilas Ueber-
setzung ist gelehrt und treu, aber mit Rücksicht auf die Ei
genthümlichkeit des Gothischen, wie sich leicht beweisen laßt*);
sie weiß feine Beziehungen des Urtextes zu unterscheiden und
glücklich zu bezeichnen; selbst abstrakte Satze (man sehe den
Brief an die Römer) fügen sich ohne Zwang in die gothi
sche Rede. Ein solches Werk konnte keinem rohen Dolle ge
boten werden, wie man sich die Gothen und alle Deutsche
jener Zeit einzubilden pflegt; wohl aber mögen die Gothen
an innerer Kraft und frischer Geistesbildung **) den übrigen
Stämmen überlegen gewesen seyn. Dazu stimmt nicht nur
die Auszeichnung der vstgvthischen Herrschaft unter Theode-
rich in Italien, der westgothischen unter Alarich in Gallien,
sondern auch der Einfluß, welchen so viele Gothen in
dem byzantinischen Reich zu behaupten wußten. Un
ter allen deutschen Völkern haben sich die Gothen dem Chri
stenthum zuerst ergeben, (ein Theil bereits vor 325.) sie
hielten lange und treulich an der arianifchen Lehre fest, deren
einfacherer Dienst vielleicht näher zu ihrem alten, heidnischen
Glauben stimmte. Daß ihre gewiß vorhanden gewesenen
Heldenliederund Geschichten untergegangen sind, entzieht unse
rer Poesie ein Denkmal, das für sie nicht weniger bedeutend
geworden wäre, als die Bibelübersetzung für die Sprache ist.
kannrlich der Dualis durch die Plurale Form ersetzt. UlfilaS
unterscheidet demungeachtet meistenkheilS beiderlei Formen im
Gothischen. Ferner gebraucht er statt dcS griechischen Präs.
zuweilen daS gothische Prät. als Ich. 6, 5. idbia,
quath; statt des griech. Fut. das goth. PräsenS; übersetzt daS
Passiv durch Intransitiva auf -nan; er laßt den gothischen
Artikel weg, wo der griechische stand (s. S. 5%) gibt Röm.
13, 1. *««« nicht wörtlich durch alla saiwala, sondern
deutscher durch: all saiwalvlftöst unübersetzliche Construckivnen
aus, als: Luc. >9, »5. e» tw i»**«*s«<* «iro* ; bi khe
»») IornandcS war selbst ein Gorhe und vielleicht auch Abla«
viuS, auf dessen verlorene gothische Geschichte er sich rerschie-
dentlich beruft- Wenigstens müssen beide auS einheimischen schrift
lichen oder mündlichen Denkmälern geschöpft haben. Der p-o-
Lr,pl»»s isvemiM nennt häufig die gothischen Philosophen
(d.h. Schriftsteller) Athanarit, Hildebald und Mar»
eomir als feine Gewährsmänner; sie scheinen (gleich den
Angelsachsen Ohthere und Wulfstan) Reiseberichte über gan»
Deutschland (etwa im sechsten Jahrhundert) verfaßt tu haben»
dir uns die Ungunst der Zeit leider entrissen hat.
GUI, ttlö. tUC. ry, tv TW #7ratV '
atwandida sik astra andnimands re.