Von der Steigerung der Adjective.
Für die gesammte altdeutsche Sprache gilt der Grund
satz, daß der Comparativ nur der schwachen Form fähig ist,
der Superlativ hingegen beides, der starken und schwachen.
Uebrigens fallen sie mit der Declination der Positive zusam
men, oder wenigstens mit der der Substantive und bedür
fen keiner besondern Darstellung. Die Lehre von der Stei
gerung selbst gehört nicht in den Abschnitt der eigentlichen
Declination. Da sie aber gewöhnlich bei dieser vorgetragen
wird und vielleicht beiträgt, die Verschiedenheit der Adjcc-
tivdeclination besser zu erklären, so soll hier davon gehan
delt werden. — Der Comparativ wird in der gothischen
Sprache durch ein zugefügtes z, in den übrigen durch ein r
erzeugt; der Superlativ in allen, ohne Ausnahme, durch
ein st. Der Hauptpunct, worauf hier zu achten ist, besteht
in dem Vocal, welcher diesen Consonanren vorangeht, oder
gänzlich ausgelassen wird ; es muß daher bei den Belegen
nicht sowohl die Declinationsendung, als dieser Vocal be
rücksichtigt, und es dürfen auch bloße Adverbia als dafür
beweisend angezogen werden.
Gothische Steigerung.
Die gothische Steigerung steht aus dem beschränkten Um
fang des 6. A. nicht hinreichend zu erkennen, und es ist
zum Theil die Analogie der Sprache überhaupt und der übri
gen Stämme dabei zur Hülfe zu nehmen. Den drei Decli
nationen des Adjectivs scheinen drei unterschiedene Bildun
gen der Steigerung zu entsprechen, deren Declination gleich
förmig geschieht, nämlich die des Comparativs auf - za
-zei -zo nach der schwachen Form, — wobei nur zu be
merken ist, daß das Femin. auf zei und nicht auf zo endigt,
also der dritten schwachen Substantivbeclination völlig ver
gleichbar — die des Superlativs auf - sts -sta -st*)
(oder stata) und auf - sta - ft o — ft o nach den übli
chen starken und schwachen Adjectivformen. .
•) Das von Fulda S. 3°. unrichtig aufgestellte Paradigma de.«
Neutrums hat Zahn S. »8». verdefferr.
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