Erläuterung der neuhochdeutschen Subst. Declin. 187
scheint, verglichen mit der vorigen Periode, wo er eigent
lich nur den männlichen Wörtern zweiter Deck. zukam,
niemals den neutralen, über die Gebühr erweitert. Die
gebildete und feinere Schriftsprache weicht ihm daher auch
in solchen Fallen aus, und bedient sich seinerstatt der ge
wöhnlichen schwachen Form auf e n.
2) Der Pl. der holländischen Subst. stehet sehr bestimmt
und fest; in dem Sing. hingegen dürfte die Sprache auch
allmälig auf die Vertilgung der im Gen. und Dat. mehr
oder minder gebräuchlichen e hinarbeiten. Namentlich fal
len sie schon gewöhnlich aus, sobald diesen Casus die Ar
tikel mit der Präpos. aan und van vorausstehn, was
häufig geschieht.
z) Die nicdcrsächsischc und westphalische oder die sogenannte
plattdeutsche Mundart herrscht nur noch unter dem Volk
und hat aufgehört, eine gebildete Schriftsprache zu seyn.
Ihre verschiedenen Stufen bieten wenig merkwürdiges für
die Dccl. dar. Die Plurale werden meistens, wie im
Hochdeutschen gebildet, und die männlichen und neutralen
nicht gleich den holländischen auf das schwache cn, son
dern es heißt; dage, dröme, föte, steene rc. In dem
Gebrauch des sfür die Endungen el, en, er stimmt aber
das Plattdeutsche zu dem Holländischen und bildet die
Plurale: siötels, knüppels, kcerls, Wagens, scholrekenS
(discipuli), brocders, bekkers rc. Ja geht noch weiter,
indem es theils dieses s auch weiblichen Wörtern zulegt,
als: deren (vlr^o) Pl. bereits, theils solchen, die im
Sing. nicht auf cn ausgehen, sondern cs erst im Pl. an
nehmen, also Wörtern der weiblichen und der schwa
chen männlichen Deel., ;. B. jungens, hcrens, fru-
w e n s, wo der Holländer sagen würde: vrouwen, Heeren.
Diese Zurückführung schwacher Wörter in die starke Form
ist der oben S. 125. bei dem Gen. Sing. (friede, friedens)
bemerkten völlig analog, daher eben so unorganisch, wie
denn auch die vorausgehende Periode der sächsischen Sprache
keine solche Plurale auszuweisen hat. — Ein Vorzug der
plattdeutschen Mundarten vor den höheren bestehet in der
verhältnismäßig treueren Bewahrung der Endung e im
Sing. schwacher Wörter. Man sagt gewöhnlich noch:
osse(Ochö) minske (Mensch) namerc., wiewohl auch
Minsk, nam rc. gehört wird. Dasselbe gilt von dem e
(statt i) in den Wörtern bcdde, nette rc.
4) Die englische Declination macht keine weitere Bemerkung
nöthig, die Endungen werden mcistciuheils durch den Ar
tikel und die Präpositionen of, t o und andere ersetzt.