Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

^ (srexjJr / iwxuvf, 
i84 Erläuterung der neutzüLSischen Subst. Declin. 
Masc. el und er; dagegen im Gen. und Dat. Sing, der 
vierten weiblichen Decl. mit der unterdrückten Endung 
weichen müssen. Bis in's sechzehnte Jahrhundert herrscht 
in diesem Punct noch große, der Sprache vortheilhafte 
Willkür *); oberdeutsche Schriftsteller pflegen den Um 
laut selbst da zu gestatten, wo sie das e der Endung ab 
werfen , mithin es (wie im Nordischen bei dem u der Fall 
ist) in den Vocal der Wurzel eigentlich zu versetzen; Fi 
schart oder Hans Sachs sagen ohne Anstand r die m ä g d 
(virßines) der hend (mann) auf der denk rc. — Der 
Confonantumlaut der vorigen Periode kommt gar nicht 
mehr vor, die Sprache hat überall, wo sonst der harte 
Cvnsonant galt, den weichen hingesetzt und schreibt statt: 
derch, magt, schilt, jetzo schon im Nom. berg. magd. schild, 
Wörter dagegen, die auch vordem nicht umlauteten, fort 
während mit dem harten Laute, als: kraft, nacht rc. 
8) Es verlohnte sich der Mühe, die allmaligc Veränderung, 
welche unsere Sprache in den vier letzten Jahrhunderten 
erfahren hat, nach den Quellen und bis in die einzelnen 
Wörter hinein zu untersuchen. Wir würden auch manche 
Eigenheiten der Declin. lange nachwirkend und gleichsam 
verarmt dastehend erblicken. So z. B. stehet die Form 
m eng in (multitudo) noch im Vocab. 1432. und bürden 
(anno) in Görres Meisterlicdern S. 184 **). 
9) Noch fruchtbarere Vergleichungen würden die gemeinen 
Mundarten des heutigen Volks an die Hand geben. Das 
wichtigste möchte für die Substantivdeclination in folgen 
dem bestehn: a) die Verwerfung der Endung e wird noch 
weiter getrieben, namentlich auf den Nom. Pl. Masc. 
und den Sing, des Femin. angewandt. So sagt die rhei 
nische Mundart: tag statt tage, bäum statt bäume, lieb 
statt liebe, fach, färb, sprach rc.; auch in dem Nom. 
der schwachen Decl. mangelt das e gewöhnlich, z. B. der 
115V? 
(W v. SHwnbfjsu.rc' . fUshlt, - \nu(J 
77/S?' J^o^Uij u 
1 In einem gangbaren Volksliede des sechzehnten Jahrhunderts 
heißt es: do nam ers' bei der hende, bei ir schneeweißen 
Hand, er führt sie an ein ende/ da er em bettlcin fand. 
Besonders wichtig sind die Zusammensetzungen; das Wort bildet 
dann einen neuen, eigenen Leib, in dessen Mitte sich die alte 
Form sicherer bewahrt, als m dem einzeln dastehenden Theile. 
Man sehe eine vorausgehende Anm. über Hahnenfeder. So 
haben sich selbst alte Gen. Femin. auHerhalten in: Liebes 
dienst, Aller webts narr und dergl^mdie alte weibliche Form 
nahti, bruti in: Nachtigall, Bräutigam. (DieMin- 
nesanger haben nahtegal.) Dasselbe gilt von Adverbien, die 
aus Genitiven bestehen, r B. Nachts, Seits u. s. w.
	        
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