Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

Worts, dick, Hans. Gleiche Willkür herrscht bei allma- 
kiger Zurückführung einzelner Masc. nnd Ncutr. aus der 
schwachen i» die starke Decl.; der erste Schritt geschieht 
durch Auslassung des e, während man das Wort noch 
feine übrigen Casus nach der schwachen Weise bilden laßt. 
Ein zweiter Schritt wendet dann auch in diesen Casus 
die starke Form an. Hierin hält die Sprache etwa Perio- 
den von dreißig bis fünfzig Jahren, nach deren Ablauf 
sie unvermerkt die Farbe einiger solcher Wörter gewechselt 
hat. Z. B. heutiges Tags wird niemand den Gen. ster- 
nen, mvnden schreiben, da man doch im i6. I. H. den 
Nom. stern, mond (nicht mehr: monde wieGryphius zuwei 
len schreibt; sterne) noch lieber so declinirte. Gleichwohl bil 
den wir von Herr, fürst, graf (im 17.J.H. schrieb man noch 
gern: hcrre. fürste) den Gen. Herren, fürsten, grafen und 
vielleicht wird man in spaterer Zeit auch die Genitive 
Herrs*), grafs, pfaffs zu bilden anfangen, da sie der Ana 
logie von sierns, reifsrc. ganz entsprechen. Denn das 
Fortrücken der Sprache auf dem ihr gesteckten Weg laßt 
sich weder leugnen noch durch irgend ein Ansehn der Schrift 
steller rückgängig machen, wiewohl eine Zeitlang hemmen. 
5) Auch in einer andern Richtung ist die Sprache weiter, 
als vorher, gegangen. Die neutralen Pl. auf er haben 
sich im ganzen vermehrt und (wozu die Gleichstellung der 
männlichen und neutralen Pl. durch die letzter» ertheilte 
Endung e mitgewirkt haben mag) sogar auf einzelne Mascu- 
lina erstreckt. Die Geschichte der Sprache lehrt klar, daß 
solche Plurale ursprünglich und lange Zeit hindurch uur 
dem Neutrum zukamen. Hiervon ist die niederländische 
Sprache auch auf den heutigen Tag- nicht abgewichen. 
6) Den Unterschied zwischen schwacher und starker Form an 
gehend , so hat das schwache Fcmin. die seinigc im Sing, 
gänzlich aufgegeben, und ist gleich dem starken Fcmin. un 
beugsam geworden. Roch bis in die Mitte des achtzehn 
ten Jahrhunderts findet man die Beibehaltung der alten 
Art und Weise wenigstens in einzelnen Wörtern, und liest 
j. B. den Gen. Dat. und Acc. linden. Wochen, st r a ß c rt. 
nasen. Ja Schottel S. 3ro stellt hiernach noch sein 
Schema aus. 
7) Der Vocalumlaut hat sich in den meisten vorigen Fallen 
erhalten und zuweilen noch ausgedehnt, z. B. aus die 
*) In der Schweiz herrscht schon der Gen. Heers. S> Staldcr 
i. S. 57.
	        
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