Erläuterung der altnordischen Subst. Declin. 167
vierten männlichen, dritten und vierten weiblichen) viel
leicht nachthciligcr und bei dem Fcmin. (dessen Acc. Pl.
hier auf u r oder i r endet) offenbar unnöthig. Das wahre
an der Bemerkung ist: die Sprache weiß zu jeder Zeit
ihre Endungen auf das vortheilhaftcste zu vertheilen, und
dem nordischen Gen. Pl. auf a steht daher die Vermei
dung eines Dat. Sing. gleiches Ausgangs allerdings zur
Seite. Nur muß man diese Wahrnehmung stets der ge
schichtlichen Grundvcrtheilung des Sprachvcrmögcns unter
ordnen. Das Zusammenfallen des Dat. mit dem Acc.
Sing. erscheint in allen deutschen Sprachen als eine spä
tere Abweichung, weswegen sie auch im Hochdeutschen zu
erst bei dem Fcmin. anhebt und nachher auf bas Masc.
übergeht.
8) Der eigenthümliche Vocal des weiblichen Geschlechts tritt
in dem früherhin meistens v geschriebenen u der schwa
chen Decl. (welche auch das männliche a bewahrt hat) her
vor. In dem starken Femin. stimmen die Gen. Sing.
und Nom. Pl. (erster und zweiter Decl.) auf a r zu den
gewöhnlichen Endungen der althochdeutschen und sächsischen
Decl. auf a *). Die eigentliche Endung des nordischen
Nom. Sing. wird sich erst hernach bei der Darstellung
des Umlauts (s. Erl. 11.) entwickeln lassen.
9) Der Nom. Pl. Neutr. stimmt nach der Regel X. auch
hier mit dem Nom. Sing. Femin. Da nun dieser auf
einen Cvnsonant ausgeht, so ist die anscheinende Ueber
einstimmung des fraglichen Pl. mit der hochdeutschen Form
äußerst merkwürdig; das nähere muß bis zur Entwicke
lung des Umlauts vcrspart werben.
10) Die schwache Decl. hat sich unvollständiger als in allen
übrigen deutschen Sprachen entfaltet. Theils vermag ihr
Mast. und Neutr. den Gen. Dat. und Acc. Sing. nicht
zu unterscheiden, theils mangelt die eigentlich schwache
Form für den Nom. und Acc. Pl. Diese sollten statt
hanar und tüngur vielmehr lauten: hana und tüngu.
Erwägt man, daß bei den übrigen Stämmen deutscher
Zunge der Dat. Pl. nirgends schwache Form annimmt,
so wird das Schwanken des Nom. in die starke schon er-
•) Auffallend ist, dass die Wörter auf d nicht wie die parallelen
gothischen und hochdeutschen auf itha, ida nach der ersten:
sondern vielmehr nach der vierten weiblichen Decl. gehen.
sind ihrer aber viel weniger, als in jenen Mundarten.