Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

Erläuterung der althochdeutschen Subst. Declin« 157 
wird in diesem Wechsel eine gewisse Nothwendigkeit nicht 
verkannt werden; man halte die gothischen Formen: da« 
gos, arkos, hana und tuggo zu den hochdeutschen: daga. 
arka. hano. zunga. Das schwache Neutr. folgt (nach Re« 
gel IX.) dem Femin., und endet gleichfalls auf a. Aber 
der Gen. und Dat. Sing. Masc. (und Neutr.) haben 
das alte i beibehalten (hanin. herzin) und darin liegt wohl 
ein Zeugniß für die alte Endung des männlichen Nom. 
auf a, da sich in besser aus dem Nom. a, schwerer aus 
dem Nom. 0 erklären laßt. Uebrigens kann dieses 0 im 
Acc. Sing., Nom., Dat. und Ace. Pl. in ein verwand« 
tes u übergehen, niemals aber in dem Nom. Sing. (noch 
im Gen. Pl. siehe die vierte Erläut.) *). 
13) Eine andere, fehlerhaftere Abweichung erscheint an dem 
Gen. Pl. der ersten Deck. des starken Femin. und erklärt 
sich aus dem mehrbemerkten Schwanken dieses an sich um 
vermögenderen Geschlechts in die schwache Declination. 
Der fragliche Casus lautet nämlich nicht blos in der schwa, 
chen Decl. auf -ono, sondern auch in der starken. 
14) Die dritte schwache Decl. des Femin. findet sich ledig, 
lich in den alteren Quellen dieser Periode, und scheint 
ktwa mit dem achten Jahrhundert auszugehen (Einzelhei« 
ten abgerechnet, wie menigin und burdin, die noch sehr 
spat nachwirken). Daß der Nom. auf i und nicht auf in 
endigen müßte, ist gleich oben S. 54 mitbemerkt worden. 
Sichtbar vermengen sich mit dieser Decl. Feminine der 
zweiten und vierten starken, und namentlich wird man ver, 
sucht, die aus Infinitiven geleiteten Wörter auf in, alsr 
mendin. daufin, gleich den gothischen auf ains, eins und 
vns zur vierten starken zu schlagen, wo dann auch der 
Nom. richtig auf i n endigen würde. Dann aber müßte 
der Gen. Dat. Sing. und Nom. Pl. i n i, z. B. mendini 
haben, wofür sich gewiß kein Beleg findet. 
•) Offenbar wird das 0 durch daS zutretende n tiefer geffimmt, 
also der Fall durch den Zutritt dieser Consonanz bedingt. 
Häufig aber bleibt auch dann daS 0, wenigstens wird es in 
^ der Schrift ausgedrückt. Man kann das Verhältniß der ein» 
»einen Quellen in diesem Fall näher so bestimmen: ). K. und 
die alteren Glossen fetzen hier überall u n; doch X. zuweilen 
im Masc. 0 n, O. und T. aber regelmäßig im Masc- 0 n, im 
Femin. und Neutr. un. womit in beiden letzten Geschlechtern 
eine Unterscheidung dieser Casus von dem Dat. Pl. auf vn 
gewonnen wird. So heißt es vugun (o°ul>. ooulosj T. 
61,3. 74. 7. aber engen (oculi.) 74, 6. Früherhin, als 
noch die Dativcndung um galt, konnte man dieses Vocal»»» 
rerschieds gut entbehren, der fast ru sein berechnet ist.
	        
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