Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

Erläuterung der althochdeutschen Subff. Deckln. r;z 
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Das hier in Frage stehende i r ist augenscheinlich keine Ca 
susendung , denn es bleibt erstens auch in dem Gen. und 
Dat. haften (husir-o, husir-um) und zweitens nimmt 
es in andern deutschen Mundarten, welche den Nom. 
Plur. Neutr. auf u oder e endigen, diesen eigentlichen 
Casusauegang noch dazu an (s. das angelsächsische cildr-u, 
das niederdeutsche kinder-e). Endigten also die althoch 
deutschen Neutra nach der vorhin (unter 9.) geäußerten 
Muthmaßung etwa früherhin auf u, so würde es auch 
statt husir u. f. w. im Nom. husir-u lauten müssen. 
Dieser Plur. auf ir wäre alsdann völlig klar, wenn 
sich weisen ließe, daß etwa früherhin schon der Sing. 
solcher Wörter auf ir gelautet, und man ebenwohl eigir, 
husir, rin dir gesagt hatte statt ei, hus, rind. Eine 
auffallende und mir selbst unwahrscheinliche Vermuthung, 
die ich mit keinem einzigen Beispiel weder der alten noch 
neuen bochdeutschcn Sprache zu befestigen wüßte. Gleich 
wohl fuhrt auf den Gedanken, daß im Altfriesischen und 
Angelsächsischen der Plur. hrytheru (offenbar unser Rin 
der) im Sing. hryther*), Gen. hrytheres lautet. (So 
noch im Alt-Englischen: rötheres lunge, Rindölunge. 
Weber I. P . 193.). 
Es ist bei dieser Anomalie endlich nicht zu vergessen, 
daß die meisten, des erweiterten Pl. fähigen Neutra da 
neben den gewöhnlichen Pl. bilden können, und man außer 
harir, holzir, husir auch har. holz. hus im Pl. liest. Nur 
wenige Wörter, z. B. eigir, huonir treten nie ohne die 
Endung ir auf. Andere häufiger mit, oder häufiger ohne 
dieselbe. Jede Periode der Sprache hält dabei ihren eigen 
thümlichen Gebrauch, so z. B. würde das heutige Hoch 
deutsch nicht mehr die Plurale swinir, düerir, harir 
dulden, Th irrer ist höchstens noch in allgemeinen Volks- 
Mundarten gäng. Umgekehrt aber wäre das heutige Wör 
ter, Mäler, Weiber u. s. w. kaum in der früheren 
Sprache. Im Ganzen jedoch haben diese Endungen, wie 
schon gesagt, späterhin immer zugenommen. 
Die heutige Grammatik pflegt zwischen dem Sinn bei 
der Formen einen Unterschied anzunehmen: Worte sind 
schen zu, da eg sich gerade umgekehrt verhalt. Und iver möcht« 
ihn aus späterem Einfluß des Nordens erklären wellen? indem 
sein hohes Aller in Hochdcutschland nicht i» beiweifeln ist. 
*) Freilich könnte sich dieser Sing. erst auS dem Plur. gebildet 
haben. Vergl oben S.K2. das Beispiel von är und kpr und 
<ö. »32 von wuldvr und stgo.r.
	        
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