148 Erläuterung der althochdeutschen Subst. Deckt».
Ueber
die althochdeutsche Subftantivdeclination.
In der althochdeutschen Sprache, deren Denkmäler von
denen der gothischen durch einen Zeitraum von drei bis zu
fünfhundert Jahren getrennt sind, zeigt sich das Vermögen
der Declination stark vermindert.
1) Das Kennzeichen des Nom. und damit aller Unterschied
zwischen Nom., Acc. und Vocativ ist gänzlich geschwun«
den, (gewiß aber war es früher vorhanden, und lautet«
wahrscheinlich auf r,^ nicht aufs. Dies folgt aus der
Adjectivdeclination und andern Spuren, vergl. oben S.
132 die Anm. * über wuldur und sigur). Ebenso haben
Nom. und Acc. Pl. den Consonant der Endung abgestreift
und gehen auf bloße Vocale aus; dieses gilt auch von
dem Gen. Sing. Femin. überhaupt.
2) Außer den Cvnsonanten m, n und s kommt auch in einem
besondern Fall des neutralen Pl. das r vor. Sämmtliche
Vocale dienen der Declination, doch in beschränkterer An,
ordnung und ohne die schärfere Scheidung des Gothischen;
auch fehlen die in letzterem durch einige Diphthonge her,
vorgebrachten Mittcltinten. a, o und u vertauschen sich
mannigfaltig, fester hat sich das i behauptet, später tritt
das e zuweilen an seine Stelle, namentlich in der vierten
starken Decl. Masc. und Femin. und dem Gen. und Dat.
der schwachen Deck. Masc. und Neutr.; nicht so leicht
aber in den zweiten Declinationen. Auch darf dieses e
die Vocale a, o und u, (außer in dem Dat. Sing. Masc.
und Neutr.) noch nicht ersetzen.
z) Der Dat. Sing. Masc. und Neutr. (abgesehen von dem
ebencrwähnten und oft gleichzeitigen Ausgang auf e) endet
noch auf a, abwechselnd auf u, insofern man sich auf daS
Schwanken der Handschriften bei so leicht verwechselbaren
Buchstaben verlassen kann *). Der Dat. auf a scheint älte»
und angemessener, weil er scharf von dem weiblichen Dat.
•) DaS offene kleine a ist in den Schriftiügcn des siebenten und
achten Jahrhunderts dem u äußerst ähnlich» wiewohl seine bes-
den Striche oben etwas krumm tu laufen pflegen, die de- «
aber geräder stehen.