146 Erläuterung der gothischen Substantivdeclination.
überhaupt, in die starke Deck. zurückzugehen, hätte sich
dann zuerst und so frühe schon bei dem Dat. gezeigt. In
dessen darf hierbei nicht übersehen werden, daß auch der
Dat. Pl. des schwachen Adjectivs kein n einschaltet, son
dern eine scheinbar starke Endung auf am oder om, ver
schieden von der eigentlich starken auf aim hat. Auch
zeigt die nordische schwache Decl. Femin. und Ncutr.
zwar den Gen. Pl. auf na, aber den Dat. auf um.
b) Es könnte scheinen, der Nom. Pl. der ersten männlichen
Deel, müsse statt auf v s auf as ausgehen, oder in Er
mangelung aller Belege dafür, wenigstens früher so gelautet
haben. Die Endung as kommt nirgends in dem ganzen
System gothischer Deck. vor, und wäre darum sehr be
zeichnend, da hingegen os eher der weiblichen Deck., in
der es ebenfalls herrscht, ausschließlich überlassen würde.
Ferner lassen die altnordische, friesische und angelsächsische
Decl. diesen Nom. wirklich in ar und as ausgehen. End
lich schiene er selbst dem gothischen Acc. auf ans mehr
zu entsprechen.
Gleichwohl muß hiergegen in Anschlag gebracht wer
den , daß in der Analogie der übrigen Sprachstämme eine
Gleichheit des fraglichen Casus zwischen der ersten männ
lichen und ersten weiblichen Decl. bemerklich ist (man ver
gleiche das althochdeutsche taga und arka, das altnor
dische da gar und giafar). Ferner, das Alt-Sächsische
hat für unsern Fall des Masc., gerade dieselbe Endung
os beibehalten*). Jenes Verhältniß zwischen Nom. und
Acc. spricht endlich mehr gegen, als für das vermuthete
as, indem die Accusative sununs und balgins auf die
Nom. sunjus und balgeis, nicht aber sunus oder balgis
weisen, der Acc. ans folglich sehr gut zu dem Nom. os
stimmen könnte, auch die Endungen os und eis der ersten
und vierten Deck., gleichwie im Femin. schicklich neben
einander zu stehen scheinen.
c) Sollte der Dat. Sing. der ersten weiblichen starken Decl.
früherhin statt auf ai vielleicht auf 0 geendigt haben?
Diese Vermuthung würde zwar eine stärkere Analogie mit
dem Gen. auf vs bewirken, hauptsächlich aber durch die
*) Und Spuren sind auch im Alt-hochdeutschen, s. unten Erl.
i>. der althochdeutschen Decl. über helidos. Kaum wage
ich den Pl. himilo (start himila) hierherzunehmen, welcher
zweimal bei J. (54°. 376) aber neben stedila und angila steht.
Zu diesem 0 würde freilich die Analogie des im Hochdeutschen
häufigeren Rom.Pl.Femin. (ersterDecl.) auf« trefflich passen.