Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

138 Erläuterung der Subst. Declination. 
ist aber der verstärkte Ausgang des Nom. in früherer 
Zeit auch bei diesen vorhanden gewesen, wie seine häufige 
Beibehaltung in der Deck. der Adjective unumstößlich darthut. 
Die Unterabtheilung der Declination in ihre Arten wird 
lediglich durch die vorherrschenden Vocale bestimmt. In der 
ersten starken regirt a oder o, in der dritten u, in der vier 
ten i; in das e versinken späterhin nach in allmäligen, ob 
gleich sehr verschiedenen Stufen die vier erstgenannten Vocale, 
früher ist es an die Stelle des i und a, spater an die des 
o und u getreten. Ucbcrhaupt zeigt sich in der Verwen 
dung , Mischung und Ersetzung dieser Laute untereinander 
der Meist der Sprache bewunderungswürdig und in seinen 
Mitteln höchst erfinderisch. Acndert sich nur ein Vocal, so 
scheint dies die ganze Masse der Bewegungen zu trüben und 
eine neue Austheilung und Vergleichung der verschiedenen 
Kräfte nöthig z» machen; aber die Sprache gibt ihren ge 
störten Bau noch nicht auf, sondern strebt ihn unaufhörlich 
wiederherzustellen, in geringerer Vollkommenheit, so weit 
ihr Vermögen jedesmal reicht. Es darf daher behauptet 
werden, baß sich die Declination unter allen Umständen 
gleichsam von neuem setzt und lebendig aushilft. Im Allge 
meinen läßt sich über den Rang der einzelnen Laute etwa 
folgendes annehmen. Das a erscheint als der edelste und 
vollkommenste, und behauptet die erste Stelle, daher pflegt 
dieser Vocal vorzugsweise dem Mascul. anzugehören. Das 
v hingegen ist ein Zeichen des weiblichen Geschlechts; i und 
u dienen zu einer gegenseitigen Vermittlung beider Ge- 
schlcchkcr. Indessen leidet in der Geschichte der Sprachen 
dieser Grundsatz unvermeidliche Ausnahmen, und es kann 
sich die angegebene Ordnung völlig umzudrehen scheinen, 
wovon das deutlichste Beispiel in der Vergleichung der alt 
hochdeutschen schwachen Deck. mit der Gothischen liegen 
dürfte. Tiefe endet ihr Mascul. auf a, ihr Femin. auf v, 
die Alt-Hochdeutsche ihr Mascul. auf o und ihr Femin. 
auf a. Man würde aber irrig in dieser Abweichung einen 
geraden Fehler suchen, da sie sich vielmehr historisch auf 
mehr als einem Wege vermittelt nachweisen läßt. 
Diejenige Declination, welche ich als die zweite, sowohl 
bei dem schwachen als bei dem starken Subst. aufgestellt habe, 
ist genau betrachtet und ursprünglich der ersten jedesmal 
gleich, indem sie blos Ableitungen vermittelst des Vocals i 
umfaßt. Ihre äußerliche Trennung hat mir indessen nützlich 
geschienen, und wird sich im Verfolg der historischen Erör 
terung zu rechtfertigen wissen, zumal weil sich späterhin 
Wörter aus andern Declinationen zu ihr zu schlagen pflegen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.