Full text: Deutsche Grammatik (Erster Theil (Erster Teilband))

Starke und schwache Declination. iZ7 
Zusammensetzung oder veränderte Bedeutung ein schwaches 
geleitet wird.' So aus dag das Alt-Hochdeutsche -dago 
(endi-dago. tult-dago :c.), oder im Isländischen aus 
dagr Gen. bags das Compositum daud-dagi, Gen. 
daud-daga. Auf diese Weise sind besonders viele Eigen 
namen gebildet worden, als j. B. aus ger, geres der 
Name: gero, geren. — 
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Die bisherigen Grammatiker haben die Wichtigkeit und 
Entstehung des Unterschiedes der starken von der schwachen 
Deck, völlig übersehen. Bei der Untersuchung älterer Sprach- 
stamme hat man seine immer deutlicher und reiner wahrzu 
nehmende Form nicht verkennen können, ohne ihn jedoch 
gründlich aufzustellen *). — 
Dem einen Kennzeichen der schwachen Declination, näm 
lich dem Vocalausgang im Nom. stand ursprünglich ein an 
deres Kennzeichen der starken gegenüber, der Ausgang 
des Nominativs auf s oder r, welcher eigentlich doch 
nur den männlichen, theilweisc den weiblichen, nie aber neu 
tralen Wörtern zugekommen zu seyn scheint, und als ein 
besonderer Schmuck jener Substantive, dessen die Geschlechts 
losen unfähig gewesen, oder früher verlustig geworden, be 
trachtet werden muß. Dieser Consonant des Nom. wurde 
sodann im Accusative abgelegt, der darum stets das Wort 
in seiner bloßen Gestalt enthielt- Ein solches Zeichen des 
Nom. findet sich aber nur im Gothischen und Alt-Nordi 
schen, keineswegs im Alt-Hochdeutschen, Sächsischen oder 
Friesischen, welche Sprachstämme daher ihre Nominative 
nicht von den Accusativen unterscheiden können. Ohne Zweifel 
*) Rask setzt die schwachen Declinationsarten den starken sogar vor- 
aus, wiewohl er letzteren S.58 giößcre Entwickelung richtig 
zuschreibt. Erstere find auch nicht einfacher, sondern einförmi 
ger, denn man darf das mindere Maaß innerer Kraft doch 
nicht Einfalt nennen. Beim Adjective trennt er viel besser 
die stacke und schwache Form, und kann jener den Vorrang 
nicht entziehen; die Richtigkeit der dabei gebrauchten Aus 
drücke bestimmt und unbestimmt wollen wir hernach 
beim Adjectiv beleuchten. In der gvtyischen Grammatik hat 
man eine angemessenere Rangordnung für das Substantiv be 
folgt; allein die Benennung adjectivischcr (statt schwa 
cher) Deel, scheint mir verwerflich, eben weil ja daö Adjectiv 
auch beide Arcen zulaßt. Bei dem Adjectiv selbst heißt es 
dafür abstract (stark) und coneret (schwach) oft auch 
emphatisch, welches alles die Sache weder genau enthält, 
noch auf Vaö Subst. paßt. Eine Abstraciien ist in der starken 
Form nicht zu spüren, da sie sich gerade viel lebendiger und IN 
allen Anwendungen mannigsalkiger erweist.
	        
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