iz6 Erläuterung der Subst. Declination.
ä) Bei dem Adjective schwacher Declination findet sich
meistens der Artikel vorgesetzt, welches auf Schwächung
des von ihm regirten Wortes weist. Sogar bey Sub
stantiven, deren Formen zwischen stark und schwach
schwanken, scheint in der niederländischen Sprache der
Artikel auf etwas ähnliches hinzudeuten.
e) Einige für die starke Deck, gültige Hauptregeln fallen
in der schwachen aus, namentlich die des Erscheinens
der wahren Gestalt des Wortes im Acc. Sing, und
die Verwandtschaft des Nom. Sing. Fem. mit dem
Nom. Pl. Neutr.
k) Die schwache Declination verdirbt schneller, wie die
starke. Z. B. die erste starke zählt im Gothischen acht
Endungen für acht Casus, die erste schwache nur sieben.
Im Alt-Nordischen ist dies Verhältnis von acht: sieben
bereits gesunken auf sieben: vier und im Mittel-Hoch
deutschen auf vier: zwei. In dem heutigen Englischen
haben sich zwar noch einige Trümmer der starken Dccl.
erhalten, aber die schwache ist völlig erloschen *).
g) Fremde, in die deutsche Sprache aufgenommene Wörter
decliniren wenigstens früherhin meistenthcilö schwach; bei
ihnen aber war die geringere Regsamkeit vorauszusetzen.
Da, wie wir unten scheu werden, der Unterschied zwi
schen starker und schwacher Dccl. bei dem Adjectiv in der
Weise gilt, daß von jedem einzclncn Beiwort der Regel nach
bald die starke bald die schwache Form gebraucht wird, je
nachdem es die Umstande fordern; so könnte leicht der Zweifel
entspringen: ob nicht auch für jedes Substantiv eine solche
Doppelheit angenommen werden müsse? Dies ist aber zu
verneinen. Denn das Substantiv stehet sonst schon an Man
nigfaltigkeit weit über dem Adjectiv, und jene Umstände
haben offenbar weniger Einfluß auf die Stellung des ersteren.
Blos als Ausnahmen, und selten treten starke und schwache
Substantivformen derselben Wörter zugleich ein, wovon man
und mann« das wichtigste Beispiel seyn mag. Etwas an
ders ist, wenn aus dem starken Substantiv entweder durch
*) Diese Beispiele können einiges Licht auf die Frage werfen: ob
nicht die schwache Dccl. überhaupt als eine Verschlimmerung
der uranfänglichen starken betrachtet werden müsse? Die
Beantwortung liegt außerhalb einer Geschichte der deutschen
Sprache, und wäre erst aus der Vergleichung fremder, aber
rerwandter und älterer Sprachstämme zu schöpfen. Beide
Arten scheinen schon frühe neben einander herzugehen, sich zwar
ru berühren, allein nicht in einander aufzulösen.