Erläuterung der deutschen Declination
des Substantivs.
Die Declination des Substantivs, sofern sie an dem
Worte selbst, und nicht durch andere von ihm getrennte Par
tikeln geschehen soll, ist überhaupt auf doppelte Weise denk
bar: entweder so, daß dem Wort etwas zugefügt, oder daß
es selbst in seinem Innern verändert werde. Jenes wäre
wiederum verschieden, je nachdem eine solche Zuthat vorne
oder hinten angehängt würde; die deutsche Sprache, gleich
den meisten übrigen, erkennt aber blos letzteres. In dem
zweiten Hauptfall kann die mit dem Worte vorgehende Aen
derung den Vocal oder Consonant der Wurzel treffen. Außer
diesen beiden Fällen der Zuthat und Aenderung läßt sich
noch ein dritter annehmen, der nämlich, wo beide mit ein
ander angewendet würden. Der Verfolg hat zu zeigen, daß
sich die deutsche Sprache des zweiten Falls nie an "und für
sich bedient, sondern jede Aenderung des innern Worts nur
auf die angegebene dritte Weise vorkommt, d. h. daß eine
besondere Beschaffenheit der Zuthat erforderlich ist, um jene
Wirkung auf die Wurzel hervorzubringen.
Es gibt folglich zwei Hauptmittel deutscher Declina
tion: die zutretende Endung und den bewirkten Umlaut.
Da aber letzterer, wie gesagt, nicht allein, oder nur schein
bar so, vorkommen kann, vielmehr durch erstere bedingt
wird; so ist die Endung das wahre, und die Declination
allenthalben bestimmende Gesetz. Außerdem entspringt der
Umlaut weder in allen Fallen, noch selbst in allen Zweigen
der deutschen Sprache, namentlich nirgends in der Gothi
schen für die Declination, wovon hier allein die Rede ist;
weshalb von ihm erst bei den Sprachen, in denen er her
vortritt, näher gehandelt werden soll.
Unter dem Ausdruck.Wort verstehe man hier seine
lebendige Gestalt, die Begranzung seines individuellen Wesens,
nicht aber seine etymologische Wurzel, die als etwas'nie
stillstehendes und sich immer weiter auflösendes eigentlich nie
mals erfaßt werden kann. Diese Wurzel ist freilich noth-
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