i
Xlli
Von dieser philosophischen Richtung des grammatischen
Studiums unterscheidet sich die crirische, deren Wesen auf
das Praktische hingeht. Sic will die sinkende oder doch
sich ändernde Sprache festhalten und setzt, weniger aus einer
inneren Ergründung dieser selbst, als aus den für vollkom-
men gegebenen besten Schriftstellern gewisser Feiten ein Sy
stem zusammen, von welchem abzuweichen ihr für fehlerhaft
oder bedenklich gilt. Diese Idee hat sich in Frankreich und
Italien entwickelt, aber in den übrigen Landern Nachahmung
gefunden. Wir Deutsche sollten uns dankbar erinnern, daß
zu Regensburg kein Gedanke an ein deutsches Reichswörter
buch aufgestiegen ist, vielmehr die spate Wiederherstellung
unserer Poesie und Prosa, nachdem jene französische Ansicht
schon ihr Ansteckendes verloren hatte, als ein Glück ansehen.
Denn wo sie im Einzelnen dennoch wirkte, bas brachte uns
weniger Schaden. Gewirkt aber hat sie, in so fern z. B.
die mit Lessing und Klopstock Unzufriedenen darauf hinar
beiteten, Muster aus dem vorausgehenden Zeitraum, später
hin die Tadler der neupoetischen Schule, Muster aus Klop
stock, Hölty, Bürger und Boß obenhin zu stellen. Es scheint
freilich noch immer zulässiger, die gegenwärtige Sprache mir
dem Ansehen früherer bedeutender Schriftsteller im Faum
und Füge! zu halten, als sie mit philosophischen Abstractio-
nen zu beherrschen; dieses ist jedoch beinah unausführbar,
jenes ausführbarer und etwa darum gefährlicher. ' Eine sicht
liche gute Wirkung der wiedererweckten Neigung zu den alt
deutschen Denkmälern besteht darin, daß sie den Glanz mu
sterhaft scheinender Spcachausbildung von der zuvor im
Auge gehabten Zeit ab auf eine langst vergessene frühere ge
worfen und durch Erregung des historischen Studliims un
sere Sprache weit freier gemacht hat. Denn die alten Au
toritäten verdunkeln oder widerlegen die vorgeschützten neue
ren, ohne daß sie selbst so leicht zu unmittelbarer Anwendung
gelangen könnten; in unserer Sprachverfassung haben wir
uns vor nichts mehr zu hüten, als vor dem was sich un
mittelbar und geradezu eindrängen will.
Gegen die Puristen, wie sie heutigcstags unter uns auf
getreten sind, wird sich jeder erklären, der einen richtigen
Blick i» die Natur der deutschen Sprache gethan hat. Sie
wollen nicht nur alles Fremde bis auf die letzte Zaser aus
ihr gestoßen wissen, sondern sie überdem durch die gewalt
samsten Mittel wohllautender, kräftiger und reicher machen.
Die Gesinnung, welcher das Abwerfen des verhaßten Frem
den recht ist und an sich selbst möglich scheint, verdient un,
bedenklich geehrt und gehegt zu werden, nur sollte man sich
bescheiden, dass schon zur Ausmittelung der seit allen Zeiten
■jW nVvui
- /t\aaj IJ
VlWyf/ ^s(A%/ifj 'JaJ)
f)^J n r
/ h/OU
/Iw, 1*
AAL ÖVrW'
XytfiJt/tv / r 'hvH rMaM
u
'h'Ut)
hv\aaav\a,
/Vu dbfa JhrvTT'lM/rdi / 8^ . %-J ~~ 33 .
Z^xsmJ. ' fJJ tUtjüj %iuA iQü&S
L j, . Wä ytV Icj) jf Qtf> '
^ ^ ° i 'A'rv
cjblo duAUrU,